Grüße aus Fukushima

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Was würdest du tun, wenn du auf einen Schlag alles, was dir wichtig war, verlierst? Wenn dein Leben, so wie du es bisher gelebt hast, plötzlich nicht mehr existiert? Würdest du verzweifeln, trauern, resignieren, aufgeben? Und...wäre es möglich, dass andere diesen Schmerz kennen? Auch wenn sie ein ganz anderes Schicksal zu tragen haben...?

Inhalt

Nach einer gescheiterten Hochzeit und einem ebenso gescheiterten Selbstmordversuch begibt sich die junge Marie nach Fukushima in Japan. Zusammen mit zwei Aktivisten versucht sie, durch Theaterspiel und Hoola-Hoop die in den Notunterkünften Lebenden zu animieren. Maries Plan ist es, das Leid von Menschen zu sehen, die wirklich alles in ihrem Leben verloren haben, um sich wieder daran erinnern zu können, wie gut es ihr doch eigentlich in Deutschland geht.

Doch der Plan geht nach hinten los: Marie fühlt sich in der Gruppe lediglich toleriert, aber nicht angenommen. Sie, die große Blonde, scheint überhaupt nicht in diese Welt zu passen, die sie im ehemaligen Sperrgebiet vorfindet. Einzig in der Gesellschaft eines Mönchs kann sie etwas Trost finden.

Kurzum beschließt Marie, den Rückzug anzutreten. Raus aus Japan – doch im letzten Moment ändert sie doch noch ihre Meinung und begibt sich erneut in das ehemalige Sperrgebiet. Aber nicht zu den Notunterkünften, sondern zu Satomi, einer älteren Frau, die versucht, in einer zerstörten Gegend ihr verwüstetes Haus wieder wohnlich zu gestalten. Nach kurzem Zögern gewährt Satomi Marie, ihr zu helfen und so kommen sich die beiden Frauen langsam näher. Marie erfährt, dass Satomi die letzte Geisha der Gegend ist und bei der Flutkatastrophe ihre junge Schülerin Yuki verloren hat. Satomi bringt Marie die Bräuche der traditionellen Teezeremonie bei und ist wenig verwundert, als Marie eines Tages völlig verstört erzählt, sie hätte nachts vor dem Haus Geister gesehen. Es sind die Geister jener, die bei dem großen Unglück ums Leben gekommen sind; auch der Geist von Yuki ist dabei...

Details

Nach „Erleuchtung garantiert“ (2000) und „Kirschblüten – Hanami“ (2008) ist „Grüße aus Fukushima” der nun dritte Film von Doris Dörrie, der in Japan, aber aus der Perspektive eines deutschen Protagonisten, spielt. Anders als in den beiden erstgenannten Filmen beginnt dieser auch sogleich in Japan.

Dörrie bereiste Japan erstmals 1985. Sie war von den neuartigen Eindrücken durch Land und Leute so begeistert, dass es nicht nur bei den üblichen Touristen-Hotspots blieb, sondern sie erkundete fortan jeden Winkel des Landes.

Mit Kaori Momoi als Satomi konnte Dörrie eine berühmte japanische Schauspielerin für den Film gewinnen, was einen großen Kontrast zu den Laiendarstellern bietet, die ebenfalls für den Film engagiert wurden: So waren zum Beispiel die alten Damen aus den Notunterkünften tatsächliche Bewohner eben selbiger. Einer der Hauptgründe für Momoi, sich an dem Dreh zu „Grüße aus Fukushima“ zu beteiligen war die Tatsache, dass sich bis dato noch kein japanischer Filmemacher in diesem Rahmen jenen sensiblen Themas bedient hatte und sie hielt es für nötig, einem großen Publikum diese Geschichte zu erzählen.

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Umsetzung

Die Kamerafahrten erinnern teilweise an typische Aufnahmen aus Dokumentationen, was dem Filmerlebnis jedoch keinen Abbruch tut. Der Grund liegt hierbei nicht an minderwertigem Equipment, sondern an der Tatsache, dass man auf klassische große Filmteams verzichtet hat, da diese in Gebieten wie Minamisoma die Arbeit unnötig erschwert und manche Umsetzung schier unmöglich gemacht hätten.
Ebenfalls etwas ungewöhnlich aber nicht automatisch negativ zu bewerten ist die Tatsache, dass der komplette Film in schwarz-weiß gehalten ist. Denn gerade die Mimik der Menschen kommt hierbei fast noch besser zum Ausdruck als bei gewohnter Farbvariante.
Bild- und Tonqualität sind einwandfrei und auch der Untertitel – weiß auf schwarz – ist im angemessenen Tempo und gut zu lesen.

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Packung

Da wir eine Promotion-Version zur Verfügung gestellt bekamen, können wir diesen Punkt nicht bewerten.

Extras

Die Extras sind sehr umfangreich: Sie beinhalten ein über zehnminütiges Making-of, in welchem hauptsächlich von der Entstehung des Films erzählt wird, einen über zehnminütigen Beitrag des Bayrischen Filmpreises, eine zwölfminütige Pressekonferenz mit der Regisseurin Doris Dörrie und den Schauspielern Rosalie Thomass und Nami Kamata sowie ein halbes Dutzend entfallene Szenen und Interviews mit Doris Dörrie, Kaori Momoi und Rosalie Thomass. Darüber hinaus findet man hier auch noch den Kino-Trailer, einen kurzen TV-Spot für die DVD und Blu-ray und eine musikalisch begleitete Bildergalerie.

Fazit!

„Grüße aus Fukushima“ ist ein sehr emotionaler und gleichzeitig sehr klarer Film über das Leben der Bewohner, die durch die Dreifachkatastrophe auf einen Schlag alles verloren haben. Es ist aber auch ein Film über zwei Frauen, die trotz unterschiedlichsten Background einander sehr viel geben.
Der Film ist weder überdramatisiert noch wird irgendetwas beschönigt. Kleine, scheinbar unspektakuläre Szenen enthalten plötzlich eine Menge Emotionen und vielleicht ist es auch gerade diese Ungeschminktheit des Themas, welches so berührt.

Inhalt
2
Bild
2
Ton
2
Synchronisation
0
Untertitel
2
DVD-Menü
3
Extras
2
Preis-/Leistungsverhältnis
2
Gesamt
2

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