Kaidan

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Bildcopyright: Eye See Movies, Lionsgate, Anime Virtual, Kaidan Production Committee

Ein Fluch bedroht das Leben zweier unglücklicher Familien, die das Schicksal auch in der zweiten Generation zusammenführt.

Inhalt

Alles beginnt wie so oft mit einem Mord. Geldleiher Soetsu will Schulden bei einem Samurai eintreiben, doch der hat sein ganzes Geld verprasst und kann ihm nichts geben. Es entbrennt ein Streit, in dessen Verlauf der Samurai seinen Schuldner tötet und anschließend die Leiche in einem See versenken lässt. Um diesen See rankt sich eine düstere Legende, die besagt, dass niemand, der in das Gewässer fällt, jemals wieder lebend herauskommt. Der Samurai glaubt sein Geheimnis dort sicher, aber die letzten Worte des Ermordeten werden zu seinem Fluch: Obwohl niemand sein Geheimnis erfährt, verliert er schließlich den Verstand und tötet sich und seine Frau. Zurück bleibt sein kleiner Sohn Shinkichi, der 25 Jahre später in Edo auf Toyoshiga, die älteste Tochter des ermordeten Geldleihers, trifft.

 

Beide verlieben sich ineinander und beginnen eine Affäre, die dem Ansehen von Toyoshiga erheblichen Schaden zufügt. Dennoch will sie sich nicht trennen, denn sie ist viel zu sehr von dem jüngeren Mann besessen. Shinkichi bemerkt aber natürlich die Situation, in die er sie beide gebracht hat; also will er sich freiwillig von ihr trennen. Die beiden streiten sich und in der Hitze der Auseinandersetzung verletzt Shinkichi seine Geliebte ungewollt am Auge - es ist die gleiche Stelle, an der ihr Vater Jahre zuvor beim Kampf mit dem Samurai verwundet wurde. Die Verletzung ist nicht schwer, dennoch weitet sie sich aus und entstellt bald eine Hälfte von Toyoshigas ehemals so hübschem Gesicht. Zunächst pflegt ihr Liebhaber sie aufopferungsvoll, aber nach einiger Zeit fasst er den Entschluss, seine Liebe zu verlassen und zurück in seine Heimatstadt zu gehen. Bevor es dazu kommen kann, verstirbt Toyoshiga jedoch. Auf einem Schriftstück hat sie ihre letzten Worte verewigt: „Solltest du dir eine andere Frau nehmen, dann werde ich sie töten“. Ungeachtet dieser Drohung will Shinkichi nach der Beerdigung mit der jungen Ohisa ein neues Leben anfangen. Ein verhängnisvoller Fehler, denn die Toten sind grausam in ihrer Rache …

Details

Das Wort „Kaidan“ setzt sich aus den Kanji für “seltsame Erscheinung“ (怪) und in etwa „aufgesagte Erzählung“ (談) zusammen und bezeichnet im weitesten Sinne eine Geistergeschichte. Zugleich hat das Wort eine nostalgische Nebenbedeutung, denn heutzutage werden Geister- oder Horrorgeschichten nicht mehr unbedingt mit diesem Namen belegt. Der Film macht seinem Namen aber alle Ehre. Regisseur Hideo Nakata („The Ring“) versetzt den Zuschauer in das feudale Japan der Tokugawa-Periode und zieht sämtliche Register einer klassischen Geistergeschichte; so führt zum Beispiel ein Erzähler durch das Geschehen. Wer nun aber viele Schockmomente oder Blut in Massen erwartet, der wird leider enttäuscht. Es vergehen über 30 Minuten, bevor der Spuk richtig losgeht und auch danach sind die richtigen Schocker rar gesät. Der Film kreiert vielmehr eine beklemmende Atmosphäre, die zum Teil durch den gekonnten Einsatz von Licht und Schatten erzeugt wird. Dabei bilden ganz traditionell bespannte Türen die Leinwand für Lichtspiele und Schattenrisse. Der märchenhafte Charakter des Werks wird zudem noch durch die detailverliebten Kulissen und malerischen Landschaften unterstrichen.

Eye See Movies, Lionsgate, Anime Virtual, Kaidan Production Committee

Umsetzung

Bei den Untertiteln hat man sich für eine gelbe Schrift mit schwarzer Umrandung entschieden, die sowohl auf hellem als auch dunklem Untergrund gut lesbar ist. Auf Dubtitle wurde verzichtet. In der Synchronisation wurde darauf geachtet, dass die Texte auch der Zeit, in der der Film spielt, angepasst sind; die Untertitel sind hingegen einfach und darum gut zu verfolgen. Auch die Stimmen passen weitestgehend gut zu den Charakteren und sind lippensynchron. Allerdings wirken sie manchmal aufgesetzt, weil die schauspielerische Leistung – wie in asiatischen Filmen üblich – sehr ausdrucksstark ist. Die Stimmen können da nicht immer ganz mithalten, was aber nicht unbedingt an den Sprechern liegt. Wer die passenden Emotionen zum bewegten Gesicht haben möchte, der muss den Film im Originalton sehen.

Eye See Movies, Lionsgate, Anime Virtual, Kaidan Production Committee

Packung

Eye See Movies bringt den Film in einer hochwertigen Kartonverpackung zum Aufklappen ins Haus des Zuschauers, in dessen Mitte sich ein Einsatz aus Plastik befindet, der die DVDs hält. Auf der Frontseite steht eine Frau im Kimono inmitten eines Sees und hält den Kopf eines Mannes in Händen. Ihre farbige Gestalt nimmt die gesamte linke Seite des Covers ein, während im Hintergrund eine verschneite Landschaft in schwarz-weiß zu sehen ist. Neben ihrem Kopf prangt in roten Lettern der Titel des Films und darüber etwas kleiner und in schwarz der Name des Regisseurs. Ein Schriftzug etwas weiter unten verrät uns, dass es sich dabei um den „Director of THE RING“ handelt. Leider verschandelt das FSK 16 Logo das ansonsten ansprechend gestaltete Cover. Die Rückseite versorgt den Zuschauer mit einer nicht ganz korrekten Inhaltsangabe, technischen und rechtlichen Daten sowie einer Bildcollage, die den Kontrast von schwarz-weiß und Farbe aufgreift.

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Extras

Ein Booklet sucht man vergeblich, dafür beinhaltet die Hülle aber noch eine weitere Bonus-DVD mit satten 109 Minuten digitalem Material. Dazu gehören ein Making Of, ein Mitschnitt einer Pressekonferenz sowie mehrere Interviews und ein Live-Gespräch mit dem Titel „Kaidan Abend“. In diesem Gespräch erörtern ein Kriminalautor, ein Film- und Videokritiker, ein Chefredakteur, ein Regisseur und ein Schauspieler wichtige Aspekte des Films und der Dreharbeiten. Im Einzel-Interview enthüllt uns der Schauspieler des Charakters Shinkichi die wahre Natur einer „Kaidan“-Geschichte und gesteht gleichzeitig sein Lampenfieber, denn der junge Mann kommt eigentlich aus einer renommierten Familie von Kabuki-Schauspielern. Besonders schön anzusehen ist auch die Vorstellung des Films auf einer Art Pressekonferenz, die im Stil einer Lesung gestaltet ist. Auf einer roten Tatami Matte kniend umreißt ein Mann den Inhalt des Films in der Art eines Geschichtenerzählers. Sämtliche Interviews sind untertitelt.

Fazit!

„Kaidan“ ist kein Horrorfilm, sondern eine Geistergeschichte, die von den Abgründen menschlicher Gefühle handelt - wie Schauspieler Kikunosuke Onoe es so treffend im Interview beschreibt. Die Story ist zwar nicht neu und teilweise vorhersehbar, aber sie ist schön erzählt und passt zur traditionellen Machart. Die DVD-Umsetzung ist ebenfalls gelungen und das umfangreiche Bonusmaterial entschädigt für kleinere Patzer. Für Freunde des gediegenen Horrors ist „Kaidan“ mit Sicherheit eine Bereicherung.

Inhalt
4
Bild
2
Ton
4
Synchronisation
4
Untertitel
2
DVD-Menü
4
Extras
2
Preis-/Leistungsverhältnis
2
Gesamt
2

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