Christina Plaka (2011)

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Bildcopyright: Christina Plaka

Viele von euch werden Christina Plaka sicherlich schon kennen: Sie war eine der ersten deutsche Manga-ka, die bei Carlsen Comics unter Vertrag genommen wurde. Zwischendurch war sie bei Tokyopop und hat nun ihr neuestes Werk "Herrscher aller Welten" wieder bei Carlsen herausgebracht. Was sie über ihre Verlage und Mangas denkt und was sie sonst noch zu sagen hat, erfahrt ihr im Interview...

Inhalt

animePro: Wir bedanken uns erst einmal für das letzte Interview im Jahre 2005 auf der Leipziger Buchmesse und finden es toll, dass du wieder Zeit für uns gefunden hast.
Damals warst du gerade dabei, den ersten Teil deines zweiten Manga „Yonen Buzz“ bei Tokyopop herauszubringen. Was hast du in der Zeit seit damals genau gemacht?
Christina Plaka: Also eigentlich habe ich viel mehr an „Yonen Buzz“ weitergearbeitet. Also hab ich ungefähr um die drei Bände weiter gezeichnet. Und jetzt ganz aktuell natürlich im letzten Jahr noch mal ein Sideproject angefangen „Herrscher aller Welten“ bei Carlsen, so ein „Just for Fun“ Projekt. Dann habe ich natürlich kräftig weiterstudiert, ich bin jetzt tatsächlich im letzten Jahr angekommen und werde jetzt meine Prüfungen machen.

animePro: Herrscher aller Welten hattest du ja eben schon erwähnt. Im August erschien dieser Manga ja bei Carlsen . Kannst du uns vielleicht jetzt schon einen kleinen Einblick in die Story geben?
Christina Plaka: Gerne, ja. Es geht in erster Linie um einen wahnwitzigen, bessergesagt größenwahnsinnigen Dieb, der versucht, Herrscher aller Welten zu werden, indem er die schwarze Macht des schwarzen Feuers für sich ergreift. Ja, der ist dann an dieser Quelle und will das Feuer bändigen, legt aber einen falschen Bannspruch aus und seitdem lastet halt ein Fluch auf ihm. Es ist gewiss, dass er sterben wird, wenn er nicht der Quelle ein Opfer bringt. Dieses Opfer muss eine zwanzigjährige Jungfrau sein, aber ob er die auch wirklich findet und das alles überlebt, das werdet ihr ja dann beim Lesen selber sehen.

animePro: Sollte denn „Herrscher aller Welten“ schon immer der Titel des Manga werden oder gab es zwischendurch auch mal einen Arbeitstitel für das Werk?
Christina Plaka: Also, wir hatten überlegt. „Herrscher aller Welten“ war tatsächlich die allererste Idee, die mir kam, aber die Redakteure haben gleich gesagt „Da muss ein anderer Titel her, der ist ja viel zu lang“ „Das geht ja gar nicht“. Irgendeines Tages rief mich dann aber meine Redakteurin Anne an und meinte: „Chris, ich habe lange überlegt, aber… Ich glaube wir müssen es doch so lassen. Also es passt ja irgendwie doch wie die Faust aufs Auge, was anderes kommt da gar nicht in Frage.“ Und ich dachte mir dann: „Anne, nach langen Überlegungen, ich glaub auch wir lassen es einfach so.“

animePro: Im Gegensatz zu „Yonen Buzz“, dem Nachfolger von „Prussian Blue“, schlägst du ja jetzt einen ganz neuen Weg ein, ein ganz anderes Genre. Warum gerade eine Geschichte über einen solchen Meisterdieb?
Christina Plaka: Also eigentlich hab ich mir darüber gar keine so großartigen Gedanken gemacht. Ich wusste nur, dass ich neben „Yonen Buzz“ eine Geschichte zeichnen wollte, die sich irgendwie unterscheidet. Sprich nicht ganz so „ernst“ ist, sondern eher ein bisschen komischer und banaler, also einfach nur so was wie „eine leichte Lektüre“ zum Beispiel. Ja und dachte mir, dann überlegst du dir halt einen komischen Plot und der Charakter dafür muss halt total wahnwitzig sein. Zur gleichen Zeit habe ich mich dann so ein bisschen von Fluch der Karibik inspirieren lassen, von Johnny Depp ganz besonders und der passt ja wie die Faust aufs Auge. Und dann dachte ich mir: „richtest du deinen Charakter doch ein bisschen so nach Johnny Depp aus“; alles andere hat sich dann so ergeben.

animepPro: Die Musik als Thema der ersten Werke war ja immer ein Teil deines Lebens. Wie verhält sich das mit dem actiongeladenen Liebesabenteuer um einen Meisterdieb? Also liegt das wirklich dann an dieser Inspiration, oder wie?
Christina Plaka: Also, zu allererst glaube ich, also „Liebesabenteuer“ wäre ein bisschen zu viel. Ich denke Action/ Comedy trifft es da ein wenig besser. Ja und mit Musik, wie verhält es sich damit? Also die Musik ist tatsächlich ein großer Bestandteil meines Lebens, „Yonen Buzz“ ist in dem Sinne also eine Art Lebensprojekt für mich. „Herrscher aller Welten“ ist dahingegen ein Werk, an dem ich einfach Spaß haben wollte und in dem ich einfach etwas ganz banales erzählen wollte. Ich wollte mir über dieses Werk einfach keine so großen Gedanken drüber machen müssen, wie bei „Yonen Buzz“, welches ja schon ziemlich realitätsnah ist. Ich wollte mir selbst einfach möglichst viele Freiheiten lassen. Ja und wie gesagt, war es eben nur ein „Just for Fun“- Projekt.

animePro: Wo wir jetzt gerade bei „Yonen Buzz“ sind: Ist denn jetzt die Story rund um „Prussian Blue“ entgültig beendet, oder geht sie noch weiter?
Christina Plaka: Also ich bin jetzt, wo ich „Herrscher aller Welten“ ja schon beendet habe, gerade dabei, an Band fünf von „Yonen Buzz“ weiter zu arbeiten. Eigentlich hätte ich auch genügend Stoff, um bis Band 8 weiter zu arbeiten. Ich habe eine lange Story konzipiert, da es aber im Moment leider nicht ganz so toll momentan aussieht für die Serie – wir haben, glaube ich, viel zu wenig Leser – bin ich ein bisschen dazu gezwungen, auf den Markt „zu reagieren“. Das heißt, wir werden schauen, ob wir nach Band fünf nicht erst mal ein „vorläufiges Ende“ machen können und vielleicht nach 1, 2 oder 3 Jahren noch mal weiter machen. Vorläufig wird Band fünf aber erst mal der letzte sein.

animePro: Im letzten Interview sagtest du, dass du Lust hättest, mal einen Sportmanga zu zeichnen. Ist dem immer noch so?
Christina Plaka: Ja, auf alle Fälle. Ich liebe Sportmanga immer noch über alles, aber leider verhält es sich da in etwa wie bei „Yonen Buzz“. Sportmanga sind einfach zu wenig gefragt auf dem deutschen Markt. Mein Verlagsleiter hat auch einmal gesagt, dass es gar nicht ginge, wenn ein Ball auf dem Cover erscheint. Und da muss ich mir halt überlegen, ob ich es dann ähnlich wie bei „Gothic Sports“ und das dann irgendwie anders verpacke. Aber da lasse ich mir die Wege noch offen.

animePro: Dann noch eine Frage zum „Herrscher aller Welten“: Spielten da auch Klassiker wie „Lupin III“ eine Rolle?
Christina Plaka: Nein, eigentlich gar nicht. Also „Lupin III“ habe ich glaube ich einmal im Fernsehen gesehen. Wie gesagt, also eher werde ich von Realfilmen oder Walt Disney oder Dream Works Animationen, die ich immer noch sehr gerne schaue, inspiriert.

animePro: Damals lagen auch Dinge auf Eis für eine CD zu den Mangas. Was ist daraus geworden?
Christina Plaka: Also es hat sich ganz komisch entwickelt, da ich ja eigentlich in dem Bereich keine Chancen mehr hatte, da wir ja wussten, dass die Serie nicht gut lief. Deshalb wurde es ja alles auf Eis gelegt. Ich bin dann einfach mal selbst „zur Tat geschritten“, habe mir die Gitarre geschnappt und mich dabei gefilmt. Einige der Lieder sind zum Beispiel auf „YouTube“ zu hören, wenn man „Yonen Buzz“ eingibt. Man muss das allerdings nicht so ernst nehmen, da auch das eher eine „Just for Fun“ Sache war. Ich bin selber überrascht, dass da tatsächlich auch positive Reaktionen kamen. Es ist also eher so eine Eigeninitiative für die Fans.

animePro: 2005 hast du hier wieder gesagt, dass es Zeit für einen Neuanfang bei deinen Werken ist. Du wolltest einen Wechsel, also weg von diesem Kitschigen wie in der Daisuki, zu einem rockigeren Stil. Wie würdest du den Stil von „Herrscher aller Welten“ beschreiben?
Christina Plaka: Also ich würde ihn auf alle Fälle sehr… „Plaka-“ mäßig beschreiben. Also ich würde auf jeden Fall sagen, dass „Herrscher aller Welten“ mehr in den Shonen Bereich geht als Shojo… Also das Werk ist definitiv Shonen- lastiger, wobei ich eben auch gerne von dieser Genreeinteilung wegkommen möchte. Das war ja schon immer mein Ziel, dass ich nicht wirklich sagen möchte, dass ich nur Manga für Jungen zeichne oder eben nur Manga für Mädchen. Eigentlich war es immer so mein Ziel, noch mehr Comic- mäßiger zu zeichnen, noch realer, aber ich muss natürlich auch hingucken, inwiefern mir da seitens des Verlages die Hände gebunden sind. Den „Herrscher“ wollte ich ursprünglich eigentlich auch ganz anders machen, alles in Farbe, sehr viel Comic- mäßiger und von links nach rechts. Aber da hatte Carlsen sozusagen kein Forum für, dass sie hätten sagen können, wir produzieren jetzt Manga von links nach rechts. Na gut, dann hab ich mich da eben so ein bisschen angepasst. Ja, und das es dann in die Daisuki kam, war ich auch sehr überrascht, weil es ja eigentlich gar kein Shojo- Manga ist. Die Redakteure waren aber doch sehr überzeugt.

animePro: Meinst du vielleicht, dass dein Name dabei eine Rolle gespielt hat? Da du ja doch ziemlich bekannt bist?
Christina Plaka: Hmmm Vielleicht…. Vielleicht war das so der erste Pluspunkt, dass die Redakteure sich die Sache dann ernsthaft angesehen haben. Aber ich glaub auch letzten Endes hatte die Story doch so einen lustigen und interessanten Touch, dass sie es dann tatsächlich gewagt haben. Ich denke nicht, dass sie den Herrscher jetzt da rein gepackt haben, nur weil es eine Story von mir ist. Da wurde sicherlich schon sinnvoll drüber nachgedacht.

animePro: Versuchst du immer noch bei deinen Zeichnungen den Computer so weit es geht zu vermeiden?
Christina Plaka: Ja, schon. Wobei sich das geändert hat. Zu Beginn, also auch 2005 habe ich ja gesagt, dass ich ohne Computer arbeiten will. Es sollte alles sozusagen „pur“ sein. Heute würde ich es eher eingrenzen und sagen „je nach Serie“, was ich gerade zeichne. Also für „Yonen Buzz“ und den „Herrscher“ würde ich beispielsweise niemals Computer einsetzen. Wenn ich jetzt aber später irgendwann mal etwas im Comic-Bereich machen würde, was ich mir auch sehr gut vorstellen könnte, dann würde ich mir tatsächlich auch vornehmen, am Computer zu arbeiten. Aber ich glaube trotzdem, dass das niemals so aussehen wird wie… wie soll ich sagen? Also ich würde es eher etwas plakativer machen, etwas schlichter. Also wirklich dezent und nicht so übertrieben.

animePro: Der Stilwechsel hat sich damals ja auch sicherlich durch den Verlagswechsel von Carlsen zu Tokyopop vollzogen. Du sagtest uns damals, es sei dir sehr gelegen gekommen, dass alle deine persönlichen Bezugspersonen, allen voran Dr. Joachim Katz, ebenfalls einen Neuanfang starten wollten. Wie kam es dann zum erneuten Wechsel zurück zu Carlsen?
Christina Plaka: Ja das ist natürlich eine berechtigte Frage. Und zwar gab es dafür ganz unterschiedliche Gründe. Aber der Erste, den man nennen könnte, war derjenige, dass Carlsen natürlich für so eine Serie, die nicht im Mainstream- Bereich ist, mehr… Spielraum hat oder auch besser… abgesichert ist, für so eine Serie, sag ich mal. Also bei Tokyopop hab ich schon so ein bisschen Bedenken und mein Chef hat auch gemeint, dass die Serie ja weder in den typischen Shonen-Ai Bereich geht, noch in den Shojo- Bereich einzuordnen ist. Dann habe ich eben mal bei Carlsen nachgefragt und die meinten dann, dass man bei ihnen auch andere Manga veröffentlichen kann, die nicht unbedingt „0815 Shonen-Ai“ sein müssen. Und dann dachte ich mir, dass es vielleicht sinnvoller ist, dann erst mal wieder zu Carlsen zu gehen und dort eben zu schauen, wie jetzt die Zusammenarbeit mit dem anderen Team verläuft, welches ich ja bis dahin gar nicht kannte. Und so kam ich halt dazu, für zwei Verlage gleichzeitig zu arbeiten. Man kann ja dann immer so ein bisschen abwägen und schauen. Ich glaube, es war halt auch wichtig für mich zu wissen, dass ich den Verlag nicht in den Ruin stürze, wenn es halt nicht funktioniert.

animePro: Meinst du vielleicht, der Markt für alle deutschen Zeichner ist kleiner geworden? Oder liegt es daran, dass es zu viele deutsche Zeichner zurzeit gibt auf dem Markt?
Christina Plaka: Ich glaube, wir haben zurzeit wirklich viele deutsche Zeichner am Start, ich würde jetzt nicht sagen, zu viele. Es sind aber natürlich mehr, als zum Beginn meiner Karriere. Es ist halt immer schwierig zu sagen, weil es immer darauf ankommt, was die Zeichner selbst zeichnen wollen. Wir haben immer noch sehr erfolgreiche, deutsche Zeichner, auch bei Tokyopop. Es kommt halt immer darauf an, was man zeichnet, wie man es erzählt. Ich werde, zum Beispiel, niemals Shonen-Ai erzählen wollen oder irgendwelche „0815“-Stories, wie ich sie immer nenne. Ich mag halt immer so das Extravagantere, das Einzigartige. Von daher ist das eine schwierige Situation, auch für japanische Bestseller- Stories. Es ist gerade wirklich eine schwierige Lage für alle Serie gerade.

animePro: Jetzt dann noch mal zurück zu dem Wechsel zurück nach Carlsen. War das Arbeitsklima im Nachhinein vielleicht auch besser dort? Oder kommt es gar nicht so sehr darauf an, für welchen Verlag man gerade arbeitet? Wie ist das Ganze zu vergleichen?
Christina Plaka: Puhh, also ich würde lügen, wenn ich sagen würde, es wäre nicht wichtig, dass das Klima stimmt. Das Klima muss natürlich immer stimmen, für mich ist das ganz wichtig. Aber ich kann mich auch nicht beschweren, also mit beiden Verlagen komme ich super aus. Natürlich sagt man, dass es immer eine gewisse Konkurrenz zwischen den Verlagen gibt, aber ich finde als Zeichner ist man sozusagen „frei“ in dem Sinne zu entscheiden, für welchen Verlag man arbeitet. Ich sehe das eigentlich ganz locker, weil ich es mit allen immer gut haben möchte, sag ich mal. Andere Zeichner haben es ja auch genauso gemacht und wechseln zwischen den Verlagen. Und wenn das andere machen, wieso dann nicht ich auch? Ich war jetzt auch bei Tokyopop am Stand, rede da mit den Zeichnern und mit dem Chef. Ich habe also Kontakte zu beiden Verlagen. Also von Redakteuren und vom Menschlichen her ist es eigentlich alles spitze. Ich kann mich nicht beklagen. Alle sind total nett. Worin natürlich der Unterschied besteht ist, dass Carlsen ein viel viel größerer Verlag ist, als Tokyopop. Wie gesagt, man hat da einfach ein bisschen mehr… „Starthilfe“ und eine gewisse Sicherheit, sag ich mal. Man weiß dann halt, dass wenn die Serie doch nicht so gut laufen sollte, dass der Verlag dann nicht wirklich viele Miesen macht. Dann hat man als Autor selbst auch nicht so ein schlechtes Gewissen, wenn man etwas zeichnet, was eben auch schief gehen könnte. Das eben auch ganz wichtig für mich zu sagen, dass ich es riskieren kann, mal eine Serie zu zeichnen, die ich wirklich zeichnen möchte. Ich kann dabei die künstlerische Freiheit sozusagen besser beibehalten.

animePro: Das geht also bei größeren Verlagen wesentlich besser?
Christina Plaka: Ja eindeutig, weil die kleineren Verlage ja im Moment auch in einer schwierigen Situation sind. Natürlich hätte ich den Herrscher auch bei Tokyopop veröffentlichen können, allerdings zu anderen Konditionen.

animePro: Wenn du jetzt zurückblickst, wie waren bisher die Rückmeldungen deiner Fans und auch deiner Verlage auf die herausgebrachten Manga?
Christina Plaka: Also ich kann nur sagen, dass mir die Fans ihre Meinung oftmals bei Signierstunden oder im Forum mitteilen und die sind dann immer sehr positiv. Aber wie gesagt, ich wundere mich halt so ein bisschen, warum „Yonen Buzz“ wirklich „den Berg runtergelaufen ist“ von den Verkaufszahlen her. Ansonsten, ja… Die Reaktionen sind durchaus positiv. Es gibt viele Leute, die machen sich jetzt „Yonen Buzz“ T-Shirts, das finde ich wirklich super. Ich bin ja jetzt gespannt, wie der Herrscher jetzt anläuft.

animePro: Was ist mit Cosplays zu deinen Manga?
Christina Plaka: Also ich bin selbst mal als Jun gegangen… Bei anderen habe ich auch schon einmal einen Jun aus „Yonen Buzz“ gesehen und einmal soll auch eine Yuri rumgelaufen sein, aber die hab ich selber nicht gesehen. Ansonsten eher nicht und der Herrscher ist dafür noch zu aktuell.

animePro: Was ist mit Feedback aus dem Ausland?
Christina Plaka: Aus dem Ausland bekomme ich eher weniger Feedbacks. Ich glaube, in Frankreich ist das ziemlich verhalten, aber ich bekomme ziemlich viele Feedbacks über Youtube von Leuten, die meine Manga lesen. Die finden es klasse, dass auch mal Musik davon präsent ist. Da war ich auch überrascht, weil Feedbacks aus Kanada oder den USA kamen. Es gab auch einmal eine Japanerin, die eine zeitlang hier in Deutschland war und sich dann „Yonen Buzz“ gekauft hat. In einen japanischen Block hat sie dann auch was über den Manga geschrieben, aber sehr viel habe ich davon nicht verstanden…

animePro: Du warst als eine der ersten deutschen Mangaka auch mit Sicherheit Wegbereiterin für viele andere deutsche Talente. Damals starteten die Verlage nach und nach ihre Projekte zur deutschen Nachwuchsförderung wie zum Beispiel „Mangafeever“ oder später die Chibi- Manga. Als du damals anfingst, war noch ungewiss, ob Manga über längere Zeit überhaupt bedeutsam sind oder ob es nur ein kurzer Trend war. Wie hat sich deiner Meinung nach die deutsche Szene entwickelt, seit dem du angefangen hast?
Christina Plaka: Sie ist mit Sicherheit bunter, schriller und größer geworden. Also eigentlich, es gibt mehr Zeichner, wie ich ja schon gesagt habe und ganz zu Beginn war es halt eher so, dass um die Zeichner, die es halt gab, ein viel größerer Hype gemacht wurde. Also ich kann mich ja noch an mein erstes persönliches Jahr erinnern. Das war ja wirklich so, das ich dachte: „Hö? Was geht denn jetzt ab?“. Ich konnte die Welt nicht mehr verstehen, ich war plötzlich der Star. Von null auf Hundert sozusagen. Genauso war es ja beim Robert. Wir zwei waren ja sozusagen die Wegbereiter. Also ich kann das nicht verstehen, denn jetzt, wo es plötzlich um die Nachkommen der anderen Zeichner geht und dann auch noch mit dem viel viel größeren Markt und einer größeren Auswahl auch an japanischen Manga… Es geht also irgendwie immer steiler bergab und man fragt sich dann halt, woran das liegt. Also ich hab auch immer versucht, ganz verschiedene Gründe dafür ausfindig zu machen, aber letztendlich glaube ich einfach, dass der Markt mittlerweile etwas zu „übersättigt“ ist. Die Leser wissen einfach nicht mehr, wofür sie sich entscheiden sollen, ob jetzt nur Shojo oder nur Shonen-Ai oder was dann gerade in ist. Also eigentlich weiß ich selbst nicht so ganz genau, woran es liegt. Vielleicht muss man einfach immer nur den Nerv der Generation treffen oder so, ich weiß es nicht. Aber die Szene ist definitiv um einiges größer geworden.

animePro: Wie fandest du die Buchmesse?
Christina Plaka: Also ich fand sie dieses Jahr irgendwie sehr „relaxed“. Gestern war es etwas anstrengend, wie immer jeden Samstag, bei dem Signieren ganz speziell, aber sonst… Am Samstag war es wirklich sehr voll. Es waren sehr viele Cosplayer hier und es wurden auch sehr viele Fotos von den Cosplayern gemacht. Teilweise kam man gar nicht mehr durch die Reihen durch, es ging gestern gar nichts mehr. Aber ansonsten so… Für mich persönlich war es, wie gesagt, ziemlich entspannt. Obwohl auch ein paar Interviews dabei waren und so…

animePro: Du bist ja auch schon mal auf der Frankfurter Buchmesse gewesen. Was ist besser oder anders auf der Frankfurter Buchmesse?
Christina Plaka: Natürlich, ja. Jedes Jahr eigentlich, bis auf in dem Jahr, in dem ich zu der Zeit in Japan war. Aber ansonsten bin ich da eigentlich jedes Jahr.
Also ich glaube, in Leipzig ist die Atmosphäre ein bisschen cooler, weil es auch wirklich so um Comics geht besonders hier in dem Bereich. Es ist hier nicht so steif wie in Frankfurt. Auf der anderen Seite brauche ich nach Frankfurt nicht weit zu reisen. Ich kann da immer ganz entspannt morgens hingehen und abends dann wieder zurück nach Hause gehen, da ich in Offenbach wohne, der Stadt direkt neben Frankfurt.

animePro: Was hältst du davon, dass jetzt zum Beispiel von den japanischen Mangaka auch Scanlations übers Internet kommen?
Christina Plaka: Also eigentlich… finde ich es nicht so gut, das ist ja klar. Weil auf der einen Seite denkt man, dass dadurch Autoren und der Verlag viele Miesen machen könnten, weil die Bücher nicht verkauft werden. Zum anderen wäre es auch für mich persönlich nichts, weil ich finde, dass da der „Effekt“ verloren geht. Ich will ein Buch wirklich in der Hand halten, aber das muss jeder dann für sich selbst wissen.

animePro: Also wärst du dafür, das zu verbieten und wenn irgendwo etwas Illegales auftaucht, es dann gleich zurückzuverfolgen?
Christina Plaka: Ich befürworte das natürlich, aber ich glaube es ist heutzutage fast unmöglich. Ich weiß nicht, ich glaube da gibt es so viele, die das nutzen und verbreiten…

animePro: Wobei es aber auch durchaus positive Effekte haben kann. Zum Beispiel werden Manga bekannt, bevor sie bei uns in Deutschland erscheinen.
Christina Plaka: Ja, das stimmt natürlich. Ich meine, ich lese selbst gar keine Scanlations, von daher kenne ich mich da nicht wirklich aus… Aber ich denke, es schadet dann doch eher den Verlagen, als das es ihnen nutzt. Ich weiß auch nicht, ob durch die Scanlations in wenigen Fällen ein Werk dann wirklich richtig berühmt werden kann. Ich weiß nicht, vielleicht auch, aber Erfahrung hab ich da auch nicht wirklich mit…

animePro: Irgendeine Idee, wie man damit umgehen könnte?
Christina Plaka: Oh wei, da muss ich meinen Chef fragen, der kennt sich da besser aus… Nee ich habe keine Ahnung, ich bin auch echt nicht so bewandert mit Computern…

animePro: Wo siehst du dich in zehn Jahren? Also machst du dann das ganze noch oder könntest du dir vorstellen noch einen anderen Beruf zu haben?
Christina Plaka: Natürlich mache ich mir darüber momentan sehr viele Gedanken, weil es ziemlich aktuell ist. Ich möchte dann auch bald bewerben und ich glaube, in erster Linie würde ich mich wohl in der Verlagsgegend wohlfühlen, weil ich mich da bereits auskenne und ein bisschen was mitbekommen habe. Ich würde auch gerne noch ein bisschen die Sprachkenntnisse, die ich bereits erworben habe, mit dem Beruf kombinieren. Und ich glaube so das interessanteste, was mich momentan so anzieht, sind die Rechte und Lizenzen im Verlag, also dieser Bereich. Das man ins Ausland fährt und Partner trifft, auf den Buchmessen mit denen auf Englisch oder Französisch korrespondiert.

animePro: Und was ist mit verwandten Sachen? Also Film, Fernsehen, Werbebranche?
Christina Plaka: Das fände ich auch cool, aber da kenne ich mich noch nicht so aus. Also Film mag ich sehr, Radio wäre auch cool, aber ich glaube, dazu bin ich nicht so gemacht. Also das ist nicht so ganz mein Fall.

animePro: Im Verlagswesen, wie viel bekommst denn da überhaupt mit. Also wenn du etwas zeichnest, wie viel bekommst du da von der Vermarktung und allem drum und dran mit?
Christina Plaka: Gar nichts eigentlich.

animePro: Aber es würde dich schon interessieren, was da alles läuft?
Christina Plaka: Ja auf jeden Fall. Also man bekommt da schon etwas von der Atmosphäre mit, wenn man da ist, aber ansonsten bekommt man halt den Kontakt mit seinem Redakteur mit und dann vielleicht noch so ein paar andere Schritte.

animePro: Was ist mit Auslandsbesuchen, wie weit bist du schon gekommen?
Christina Plaka: Ich war bisher in Japan, habe auch einen längeren Aufenthalt gemacht, drei Monate lang, ein Sprachstipendium… Und ansonsten… sinnvolle Aufenthalte hatte ich bisher nicht… Höchstens mal ein Urlaub in Griechenland oder so, aber ansonsten…

animePro: In Japan hast du dann auch keine Kontakte geknüpft?
Christina Plaka: Ja schon, aber nicht in der Hinsicht, also ich hätte da ein paar mehr Möglichkeiten gehabt, dort etwas zu machen, aber das wollte ich dann selbst nicht. Ich wollte da dann nicht… für immer leben wollen. Das wäre nicht mein Ding gewesen.

animePro: Wie siehst du das mit dem Verhältnis Comic/Manga? Comics sterben ja schon hier ein bisschen aus und immer mehr Manga kommen auf den Markt…
Christina Plaka: Ja, also in der jungen Generation sterben Comics in der Tat aus. Ja, also ich finde es ganz interessant, auch weil ich momentan mehr an Comics Interesse habe. Vertigo, Marvel zum Beispiel. Joa, also ich weiß nicht. Ich denke, Manga entwickelt sich schon in irgendeiner Hinsicht, vielleicht für meinen Gusto nicht unbedingt positiv, aber ich denke auch unter der jungen Generation, dass da viele Mangaleser „nachwachsen“ und nicht wirklich Comicleser. Also davon bin ich auch überzeugt, allein schon wegen der TV-Ausstrahlung von Animes und der ganzen Subkultur wie Cosplay.

animePro: Wie siehst du denn den deutschen Comic- Markt im Vergleich zum Auslandsmarkt?
Christina Plaka: Also es ist so… Wenn man beispielsweise den französischen Markt nimmt, dann bietet sich einem ein völlig anderes Bild. Also der ist 10 Mal größer als unser deutscher Markt, was auch Manga angeht ganz speziell oder halt Comics. Da hätte man glaube ich auch gute Chancen. Auch als Deutscher, wenn man gut genug ist. Es kommt vielleicht auch darauf an, bei wem man sich bewirbt, ob man sich vielleicht schon kennt, oder nicht. Ja aber eigentlich hat man da, wenn man Franzose ist gute Chancen auch mit weniger Seiten etwas mehr Geld zu machen als woanders. Da steht natürlich auch eine ganz andere Kultur dahinter, das ist klar.

 

Fazit!

animePro: Wir bedanken uns dann recht zerlich für das Interview!

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