Die Gesellschaft Japans Teil I

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Japaner sind reich, leben sicher und sind sehr gebildet. Zudem sind sie überaus höflich zueinander. Schon fast zu höflich für den westlichen Geschmack. Doch ist das wirklich so oder gibt es in der Gesellschaft Japans auch Schichten, die nicht so freundlich behandelt werden, wie es überall den Anschein hat?

Inhalt


Die Gesellschaft Japans ist ethnisch, linguistisch und wird von ihren Mitgliedern als sehr homogen empfunden. Trotz dieser Homogenität lassen sich unterschiedliche Bevölkerungsgruppen, zum Beispiel nach Geschlecht, Generation, dem Bildungsstand und der damit zusammenhängenden Erwerbssituation, ausmachen.

Bildung ist in diesem Land Macht. Kein Wunder also, dass über 95% der 17 bis 18jährigen weiter zur Schule gehen. Generell sind Schule und Familie die ersten und wichtigsten Gruppen, in denen sich Kinder als Mitglieder der Gesellschaft Japans behaupten können. Später ist es dann der Arbeitsplatz, zu dem ein wichtiger Bezug besteht. In Japan legt man auf die individuelle Persönlichkeit kaum Wert, viel wichtiger sind die zwischenmenschlichen Beziehungen.
So gibt es für jede Beziehung, sei es zu den Eltern, den Geschwistern, den Lehrern oder Mitschülern feste Umgangsformen, die den täglichen Umgang erleichtern sollen.
Beispiele hierfür sind zum Beispiel das Zeigen von Respekt gegenüber älteren Mitschülern, Kollegen, den Chefs oder Lehrern durch bestimmte Gesten, den Grad einer Verbeugung oder die verschiedensten Namenssuffixe. In Japan sind schon geringe Altersunterschiede von ausschlaggebender Bedeutung.

Es gibt in Japan verschiedenste Namenssuffixe, die je nach Situation oder Beziehung der Gesprächsteilnehmer benutzt werden. Einige Beispiele wären:

• -buchō: So wird der Abteilungsleiter von seinen Untergeordneten Mitarbeitern genannt. Das Ganze ist so ähnlich wie -kachō (Sektionsleiter) oder -shachō (Firmenchef). Ein animeinternes Beispiel wäre zum Beispiel in „Gravitation“. Dort wird Seguchi Tōma, der Leiter eines Musiklabels im Japanischen von seinen Untergebenen mit Seguchi-shachō angesprochen.

• -chan: Dieser Suffix ist mit unserem deutschen „Annalein“, „Lieschen“ oder „Hänschen“ zu vergleichen, ist also eine Verniedlichungsform. Da kleine Kinder „san“ noch nicht richtig aussprechen können, sagen sie deshalb „chan“. In einigen Anime kann man es auch als „chama“ hören, das ist eine Stufe respektsvoller als „chan“. Bei gut befreundeten Mädchen wird „chan“ nach dem Vornamen noch oft bis ins hohe Alter angewandt, Jungen dagegen werden nur bis zum Kindergartenalter so angeredet. Ansonsten benutzen es auch Liebespaare oder die Enkelkinder, die ihren Großvater verniedlichen „o-jii-chan“ und ihre Großmutter „o-baa-chan“ ansprechen.

• -dono/tono: Wörtlich übersetzt bedeutet „dono“ Fürst und ist heutzutage eine sehr unübliche Anrede. Allerdings findet es manchmal noch auf Urkunden oder beim Militär Verwendung. Ein Beispiel aus einem Anime wäre in „Ouran Highschool Host Club“ zu finden: Dort sprechen Hikaru und Kaoru Hitachiin den Clubvorsitzenden Tamaki des Öfteren mit „dono“ an, was sie allerdings eher scherzhaft meinen.


• -hakase: Wo man hierzulande „Doktor“ sagt, benutzt man in Japan „hakase“ für akademische Doktortitel. Ein Beispiel dafür könnt ihr hören, wenn Conan Edogawa aus „Detektiv Conan“ in den japanischen Fassungen Professor Agasa mit „Agasa-hakase“ anredet.

• -kun: Jungen, junge Männer oder Untergebene in Firmen oder bei der Polizei werden mit „kun“ angesprochen. Allerdings erhalten auch Mädchen diese Endung. Zum Beispiel reden ältere Männer Mädchen mit „kun“ an, wenn sie einander etwas besser kennen. Das ist nicht ganz so höflich wie „san“, aber immer noch neutraler als „chan“. Beispiele für die Benutzung wären zum Beispiel in „Detektiv Conan“ zu finden. Hier wird Conan als Schulkind von Ran oder seinen Freunden „Conan-kun“ genannt. Shinichi Kudō würde von seinen Lehrern und Klassenkameraden mit „Kudō-kun“ und von besseren Freunden mit „Shinichi-kun“ angesprochen. Der dicke Inspektor Megure nennt Kogoro Mōri „Mōri-kun“, da er vom Rang her unter ihm steht. Ein Beispiel für die Betitelung von Mädchen mit dieser Endung findet ihr in Fruits Basket, da wird die junge Toru des Öfteren mit „Toru-kun“ angeredet.

• -sama: Diese Anrede ist sehr höflich und bedeutet ursprünglich in etwa Erscheinung oder Äußeres. Der Gesprächspartner wird nur indirekt angeredet. Heutzutage wird es in Briefen für den Namen des Adressaten benutzt (zum Beispiel steht das in „Gravitation“ auf dem Brief hinter Shūichis Namen), ansonsten werden Kunden („o-kyaku-sama“) von Angestellten in Kaufhäusern etc. in dieser Form angeredet oder es wird für sehr hohe Persönlichkeiten, wie den Kaiser oder Gottheiten benutzt. Ein anderes Beispiel findet man in „Angel Sanctuary“, wo Kurai den Engel Alexiell ehrend mit „Alexiell-sama“ anredet.


• -san: Die wohl bekannteste aller Anreden in Japan, mit der sich erwachsene Personen ansprechen, die sich nicht kennen oder beruflich miteinander zu tun haben. Es kann sowohl für den Vor-, als auch für den Nachnamen verwendet werden, entspricht aber grob gesehen unserem deutschen Herr/Frau XY. In Verbindung mit Beruf oder Titel wird „san“ als generische Anrede benutzt. Beispiele hierfür wären zum Beispiel „isha-san“ (Herr Doktor), „panya-san“ (Herr Bäcker) oder „kouchou-san“ (Herr Rektor). Für uns klingt allerdings das in Japan sehr gebräuchliche Vorname+san eher ironisch, da man hier ja auch niemanden duzt und mit Herr Müller anredet.

• -senpai: Ältere Mitschüler (und seien sie nur eine Klasse höher) oder Arbeitskollegen werden mit „senpai“ angeredet. Das Gegenstück dazu ist „kohai“, was jedoch nicht an den Namen gehangen wird. Es gibt keine Ehrenbezeichnung, sondern höchstens ein „kun“.
Beispiele hierfür wären Chiyo aus „Azumanga DaiOh“, die auch wenn sie noch klein ist in der zweiten Klasse der Oberschule mit „senpai“ angesprochen werden möchte, oder Kira aus „Angel Sanctuary“, der von Setsuna mit dieser Anrede beglückt wird.


• -sensei: Diese Form wird nur mit dem Nachnamen gebraucht und für Lehrer, Ärzte, Anwälte, Politiker, Künstler oder auch Budo-Trainer (Judo, Karate, etc.) gebraucht. Vergleichbar ist es mit dem deutschen „Herr Doktor“ oder „Herr Professor“.

Das waren natürlich nur einige Beispiele, es gibt noch weitaus mehr Endungen, schon allein was die eigene Familie betrifft. Mehr darüber gibt es im nächsten Teil! Also bleibt dran!

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