Dolls

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Bildcopyright: Office Kitano, Bandai Visual, Tokyo FM, Television Tokyo, capelight pictures

Zwei junge Menschen, die aneinander gefesselt durch ihr Leben schreiten. Ein Yakuza, der auf sein Leben zurückblickt und eine ältere Dame, die jeden Samstag auf einer Parkbank wartet. Ein Pop-Idol, welches nicht nur mit ihren Hardcore-Fans, sondern auch mit einer schrecklichen Verletzung klar kommen muss. Was haben sie gemeinsam?

Inhalt

Matsumoto und Sawako waren ein glückliches Liebespaar – bis zu dem Tag, als Matsumotos Eltern ihn dazu drängten, seine Verlobung mit der jungen Dame zu lösen und stattdessen die Tochter seines Chefs zu heiraten. Anfangs versuchte er sich noch dagegen zu wehren, doch irgendwann gab er dem Bitten und Flehen seiner Eltern nach.
Am Tag seiner Hochzeit tauchen jedoch zwei ungewöhnliche Gäste auf – zwei Freunde Sawakos. Sie erzählen Matsumoto, dass seine Ex-Freundin nicht mit der Trennung klar kam und versuchte, ihrem Leben selbst ein Ende zu setzen. Zwar konnte man sie retten, ihr Geist wird jedoch auf immer vernebelt bleiben. Sie erkennt nicht einmal mehr ihre eigenen Freunde, wenn sie vor ihr stehen. Ohne noch einmal zu zögern, sucht er sie auf und beschließt, sich von jetzt an um sie kümmern. Ohne die nötigen Mittel und das Wissen, wie er mit ihr umgehen soll, enden sie damit, ziellos umherzuwandern.

Ein in die Jahre gekommener Yakuza-Boss sinniert über sein Leben, als ihm ein neuer junger Bodyguard an die Seite gestellt wird. Er erinnert sich an seine Taten, an seine Aufgaben, allerdings ebenso an die Zeit, bevor er zu den Yakuza gehörte. Er erinnert sich an seine etwas anhängliche Freundin, die sich jeden Samstag mit ihm in einem Park getroffen hat und ihm ein selbstgemachtes Bento vorbeibrachte. Als es mit seinem Job bergab ging und er von vorn beginnen wollte, sagte er ihr, dass ihre Beziehung so keinen Sinn mache und er sie wiedertreffen würde, sobald er einen Anzug tragen könne.
Seiner Erinnerung folgend sucht er den Park auf, der sich in all den Jahren sehr verändert hat. Trotz allem sitzt seine ehemalige Flamme auch nach so vielen Jahren noch jeden Samstag mit zwei selbstgemachten Bentos im Park und wartet auf ihren Freund.

Das Pop-Sternchen Haruna kann sich vor Fans kaum retten, allerdings gibt zwei Herren, die besonders hervorstechen und seit Jahren überall auftauchen, wo Haruna ist. Sie konkurrieren ein wenig miteinander, aber nie klar ersichtlich.
Als Haruna in einen Verkehrsunfall gerät und eine ihrer Gesichtshälften entstellt ist, zieht sie sich aus dem Musikgeschäft zurück und will niemanden mehr sehen. Einer ihrer größten Fans möchte das jedoch nicht wahrhaben. Nachdem er sich ihr Gesicht genau eingeprägt hat, nimmt er sich selbst das Augenlicht, nur um sie zu treffen.

Details

Takeshi Kitanos "Dolls" zieht einen roten Faden durch seine drei Geschichten und die vier Jahreszeiten. Auch wenn an und für sich die Storyfäden nicht miteinander verknüpft sind, so werden sie durch scheinbar wahllose und irrelevant Zusammentreffen miteinander verbunden. Natürlich sind die Hauptthemen hier die tragischen Liebesgeschichten, die ruhig und anmutig voranschreiten, bis sie letztlich ein jähes Ende finden. Dabei lassen sie sich Zeit, in der nicht einmal zwangsläufig viel erzählt oder gesprochen wird. Stattdessen arbeitet der Film viel mit optischen Reizen und versucht durch die vier Jahreszeiten in Japan und die speziellen Kostüme zu faszinieren. Man könnte sagen, er ist schlicht im Geschehen und komplex in der Aufmachung.
Im Gegensatz zu vielen anderen seiner Werke hat Takeshi Kitano, der übrigens in Japan insbesondere als Komödiant aus zum Beispiel „Takeshis Castle“ bekannt ist, hier besonders viel Wert auf die prächtigen Farben in Natur und Kleidung gelegt, da seine sonstigen Filme eher als „farblos“ bezeichnet wurden.

Office Kitano, Bandai Visual, Tokyo FM, Television Tokyo, capelight pictures

Umsetzung

Man bemerkt die Liebe zum Detail und zu Japan in diesem Film. Angefangen bei dem Bunraku-Spiel zu Beginn und Ende des Episodenfilms, über die ungewöhnlichen Kostüme, bis hin zu den Aufnahmen der Natur im besonderen Hinblick auf die vier Jahreszeiten Japans. Alles scheint mit etwas Klischee und Hingabe betrachtet worden zu sein. Das Zusammenspiel von Kamera, die bewusst ihren Weg und Winkel wählt, als auch von der Beleuchtung tun ihr übriges dazu.
Der Film stammt aus dem Jahr 2002 und wurde für die Blu-ray-Version ein wenig aufgehübscht – erfolgreich. Das Bild ist sehr klar und die Farben strahlen und helfen dabei, sich auf das künstlerische Werk einzulassen. Die DVD-Version kann sich ebenfalls durchaus sehen lassen. Beide Scheiben haben neben einer deutschen Synchronisation und dem japanischen Original den überarbeiteten Ton im Format DTS-HD MA 5.1 oder DD 5.1 bekommen. Die Synchronsprecher sind gut gewählt, dennoch darf man nicht vergessen, dass Japanisch nicht gerade einfach zu „übersynchronisieren“ ist, da die Lippenbewegungen und Pausen oftmals ganz anders als im Deutschen gesetzt sind. Somit mag es zwar ab und an ein wenig ungewöhnlich wirken, wurde trotzdem sehr solide gemacht. Wer den Film lieber im japanischen Original sehen möchte, der kann natürlich auf deutsche Untertitel zugreifen.

Packung

Verpackt kommt „Dolls“ in einem Mediabook, welches sich sicherlich in jedem Sammlerregal sehen lassen kann. Das Cover, welches auf den ersten Blick nicht nur das schöne Herbstbild von Matsumoto und Sawako zeigt, sondern auch jede Menge Informationen zur Ausgabe und das FSK-Logo, ist eigentlich nur ein Infoblatt, welches abgenommen werden kann. Somit sieht man auf dem eigentlichen Cover nur noch das Bild, den Schriftzug des Films und in den unteren Ecken das DVD- und Blu-ray-Zeichen. Auf der Rückseite der stabilen Verpackung findet sich ein Rückentext zu den „drei Episoden“ und genauere Details zu Extras, sowie rechtliche und technische Details.
Klappt man das „Buch“ auf, so findet man auf der linken Seiten den Hauptfilm „Dolls“ einmal auf einer Blu-ray und einmal auf DVD. In der Mitte wurde das vierundzwanzig Seiten starke Booklet festgemacht, während auf der rechten Seite die Bonus-Blu-ray zu finden ist.

Office Kitano, Bandai Visual, Tokyo FM, Television Tokyo, capelight pictures

Extras

An Bonusmaterial wurde hier nicht gespart.
Erst einmal findet man auf der jeweiligen Hauptfilm-Scheibe einige interessante Extras:
Interviews: Es wurde ein ausgiebiges Interview mit Takeshi Kitano geführt, bei dem er Rede und Antwort zu „Dolls“, der Idee, der Entstehung und den Inspirationen steht. Der Kostümdesigner Yohji Yamamoto, sowie die beiden Darsteller von Matsumoto und Sawako – Hidetoshi Nishijima und Miho Kanno, lassen sich ebenfalls befragen.
Dank „Hinter den Kulissen“ kann man sich ein wenig am Set umsehen und wie die Stimmung hinter der Kamera und während den Pausen war.
„Filmfest Venedig“ folgt Regisseur Kitano und seinen beiden Hauptdarstellern auf die Reise zu eben jenem.

Als besonderes Extra gibt es eine weitere Blu-ray im Mediabook. Auf dieser kann man sich den kompletten Film „Takeshis“ von 2005 ansehen. Auch dieser wurde in Bild und Ton überarbeitet und bietet weitere hundertsieben Minuten Unterhaltung. Allerdings nur im Originalton und deutsche Untertitel. Wer Untertitel gewohnt ist, wird trotzdem seinen Spaß an dem „Bonus-Film“ haben.

Zu guter Letzt liegt noch das passend gestaltete Booklet im Inneren des Mediabooks bei. Wer genauer liest oder sich die Extras angesehen hat, der wird feststellen, dass es sich hierbei mehr oder minder um eine Abschrift der Interviews handelt, die bereits beim Hauptfilm zu sehen waren. Zwar wurde der Wortlaut leicht abgewandelt, vom Sinn her bleibt es das Gleiche.

Fazit!

Ein Film für alle, die ungewöhnliche Liebesdramen suchen. Er spielt sich nicht auf und versucht nicht verzweifelt nach einem Höhepunkt zu suchen, sondern fließt eher gemächlich dahin. Man muss Geduld mit ihm haben und sich sicherlich ein wenig darauf einlassen. Wer sich damit eher schwer tut, der wird wohl nichts damit anfangen können.
In jedem Fall punktet der Film nicht nur mit seiner Umsetzung, sondern auch mit den sehr umfangreichen Boni, die er zu bieten hat. Wer also nach ein wenig Unterhaltung einer anderen Art sucht, der darf sich gern von Takeshi Kitanos „Dolls“ berieseln lassen.

Inhalt
3
Bild
3
Ton
3
Synchronisation
3
Untertitel
3
DVD-Menü
4
Extras
2
Preis-/Leistungsverhältnis
2
Gesamt
2

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