guiltpleasure Q&A Panel Teil 1

Geschrieben von
Bildcopyright: Guilt|Pleasure, TogaQ

Auf der Conichi 2013 stand das amerikanische Boys Love-Duo Kuchiku Neko (Autorin) und TogaQ (Zeichnerin) von guilt|pleasure ihren Fans bei einem Q& APanel Rede und Antwort zu ihren Projekten, insbesondere natürlich "In These Words" und wie sie zu der Szene gekommen sind. Zum „Aufwärmen“ stellte zunächst der Verlagschef von Tokyopop, Jo Kaps, einige Fragen:

Inhalt

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Q: Aus deutscher Sicht haben wir das Gefühl, dass In These Words aus dem Nichts heraus international an die Spitze des Boys Love-Marktes gesprungen ist. Normalerweise passiert so was ja nicht. Könnt ihr uns erzählen, wie es war, bevor ihr mit dem Projekt In These Words begonnen habt, wie ihr auf den Manga und dann in den BL-Markt gekommen seid?
Kichiku Neko: Das ist eine schwierige Frage. Jo ist vielmehr mit dem Manga-Markt verbunden, als ich. Ich bin erst sehr viel später dazu gestoßen. Ich denke, Jo kann diese Frage am besten beantworten.
TogaQ: Ich war eigentlich nicht so sehr im Mangabereich tätig, sondern habe mich eher mit amerikanischen Comics befasst, weil ich in dem Bereich seit über zehn Jahren arbeite. Marvel, DC, DarkHorse, die großen Verlage eben, allerdings vor allem mit Cover-Illustrationen. Ich war dort unter meinem anderen Pseudonym bekannt: Jo Chen. Das ist mein Hauptberuf, aber ich hatte immer ein Hobby, eine Leidenschaft, BL/Yaoi zu zeichnen. Das war mehr eine Art offenes Geheimnis. Ich erzählte das nicht jedem, aber die Leute wussten es irgendwie. So zum Beispiel meine Kollegen, meine Redakteure, die Autoren, mit denen ich gearbeitet habe. Als ein Künstler suchst du immer eine Herausforderung, etwas anderes an dem man arbeiten kann. Nachdem ich eine Dekade lang nur Cover-Illustrationen gezeichnet hatte, brauchte ich etwas Neues, eine Pause vom Alten. Das war die Zeit, in der ich daran dachte, mit Kichiku Neko zu arbeiten.
Kichiku Neko: Ich war nicht so stark in die Comic-Industrie involviert, wie sie das war. Ich verbrachte die meiste Zeit meines Lebens in der US Air Force als ein Cop. Wir sind über die Yaoi-Con in Amerika zusammengekommen. Wir haben erst vor etwa anderthalb Jahren angefangen, miteinander zu sprechen. Wir haben vor allem über Stories diskutiert. Jo wollte ihre erste Yaoi Story veröffentlichen, hatte allerdings Probleme damit und so sind wir ins Gespräch gekommen. Da hat das Ganze angefangen: Wir beide kamen zusammen und haben etwas getan, das Spaß macht. Wir haben es nicht wirklich als eine Profession angesehen, dass wir irgendwann groß, berühmt sind und viel Geld verdienen.

Q: Es ist schwer vorstellbar, dass ihr keinen Bezug vorher dazu hattet, vor allem bei so einem Projekt. Insbesondere die starke Story. Wir hatten viele Manga, die starke Zeichnungen hatten, aber in diesem Fall gibt es auch eine starke Geschichte. Es ist schwer vorstellbar, dass ihr nie vorher etwas geschrieben habt. Kam es wirklich so plötzlich?
Kichiku Neko: Ich hatte eigentlich nicht das Ziel, Autor zu werden. Englisch ist meine zweite Sprache. In meinen Jahren als Cop habe ich als Ventil geschrieben und die Sachen verarbeitet. Aus der positiven Seite muss ich sagen, dass ich dadurch nicht so sehr von den „Regeln“ des BL-Genre beeinflusst wurde, wie Yaoi zu sein hat und gelesen werden muss. 
TogaQ: Ich bin, wie gesagt, auch nicht als BL-Zeichner bekannt. Ich zeichne vor allem Mainstream-Comics. Manche meiner Fans folgten mir von Jo Chen zu TogaQ. Das ist auch mit einer der Gründe, warum ich einen anderes Pseudonym gewählt habe: Niemand kennt dieses Pseudonym, wenn er in dem Franchise bleibt. Viele meiner Leser waren Kinder, die Superhelden-Comics mögen und ich wollte nicht, dass sie die BL-Sachen entdecken, wenn sie nach Jo Chen suchen. Es ist nicht so, dass gp und TogaQ aus dem Nichts kamen und viele Leute erkennen mich. Leute aus dem Fandom stellen die Verbindung her, wenn du „Jo Chen“ sagst.

Q: Jetzt haben wir schon einen kleinen Hinweis erhalten, warum ihr mit dem Konzept angefangen habt und eine Menge Cops braucht. War das von Anfang an die Idee oder war es nur eine Option, die ihr besprochen habt, als ihr zusammen kamt. Stand von Anfang an fest, dass es eine Crime-Story wird?
Kichiku Neko: Eigentlich nicht. Am Anfang, als wir über die Story diskutiert haben, „Cruel to be kind“... Ah, Jo sollte besser die Geschichte erzählen. *lach*
TogaQ: Als ich meine Karriere etablierte, zeichnete ich Yaoi-Manga. Ich hab nicht in der Industrie gearbeitet, sondern einfach just for fun ein bisschen gemacht, ich habe es auch niemanden gezeigt. Da war ein Projekt, mit dem ich begann, aber ich war ständig beschäftigt, also brach ich es ab, arbeitete und kam irgendwann wieder darauf zurück. Ich hatte irgendwie den Schwung daran verloren, wollte die Story beenden, hing jedoch fest. Ich wusste, sie schrieb auch Yaoi oder BL-Stories, also fragte ich sie nach Rat wegen des Plots. Als wir darüber diskutierten, merkte ich, dass ich nicht mehr die Zeit oder die Hingabe für diese Story hatte. Allerdings wollte ich ein Ende zu dieser Geschichte zeichnen. Also hat sie kurzerhand das Ende für mich geschrieben.
Kichiku Neko: Und den Rest umgeschrieben. *lach*
TogaQ: Ja und den Rest umgeschrieben. Sie hat auch meine Charaktere gekillt. *lach* Da ist nicht mehr viel übriggeblieben. Daraufhin fingen wir an zusammenzuarbeiten. Sie schrieb die Novel und ich kümmerte mich um die Illustrationen. Ein kleiner Manga und ein Sketchbook entstanden. So haben wir mit unserem ersten Projekt angefangen. Gleichzeitig hat sie mir ihre anderen Geschichten gezeigt. Sie waren sehr interessant, aber eine Geschichte hat meine volle Aufmerksamkeit erregt: In These Words. Sie war in Novel-Form und ich mochte die Grundidee mit einem Serienkiller und einem Psychiater. Das war genau mein Ding, das ich unbedingt lesen und zeichnen wollte. Also habe ich sie gefragt, ob wir daran zusammenarbeiten könnten: Sie schreibt die Story und ich mache die Zeichnungen.
Kichiku Neko: So arbeiten wir ebenso an anderen Projekten. Es ist so, dass ich quasi exklusiv für Jo schreibe.
TogaQ: Und ich zeichne exklusiv für Kichiku Neko. *lach* Ich möchte, dass es interessant bleibt und nicht nur ein Job wird. Wenn es stressiger wird, eine Verpflichtung, ein Job, dann verliere ich vielleicht das Interesse und wäre gelangweilt. Also versuche ich, das Interesse zu halten und zeichne nur für eine Person, deren Stories ich sehr mag.

Q: Um eine Idee zu bekommen, wie ihr an euren Projekten arbeitet: Wie sieht der Arbeitsprozess aus? Hat Kichiku Neko Einfluss auf den künstlerischen Teil, hat TogaQ Einfluss auf die Story oder ist das total getrennt?
Kichiku Neko: Wir arbeiten jetzt seit gut zwei Jahren zusammen und bisher haben wir das so herausgearbeitet, dass bestimmte Prozesse, wie der künstlerische, etwas ist, von dem ich wenig Ahnung habe und die Hände davon lasse. Ich überlasse es ihr, das Storyboard zu machen und die Story anzuordnen. Ich denke, wir haben es gut herausgearbeitet, dass sie mir nicht sagt, was ich zu schreiben habe – okay, manchmal – wie ein Charakter sich benimmt, was er zu sagen hat und so. Wir vertrauen einander in unserer Arbeit und ich denke, dass das so funktioniert. Wir treten uns nicht gegenseitig auf die Füße. So um die Frage zu beantworten: Ja, wir arbeiten zusammen, aber unabhängig. 

Q: Das Ganze hatte immer größeren Erfolg, als ursprünglich gedacht war. Ihr beschreibt es als ein Hobby-Projekt, aber vieles hat sich geändert, ihr habt Feedback bekommen und plötzlich hat Japan eure Story lizenziert. Das Projekt ist zu dem Punkt gekommen, an dem es wieder ein Job wird, bei dem ihr Deadlines zu erfüllen habt, ihr werdet in Japan in einem Magazin veröffentlicht... Hat es für euch einiges geändert oder denkt ihr „Hey cool, wir haben was geschaffen und die Leute mögen es“ und das war‘s und kümmert euch nicht weiter darum?
Kichiku Neko: Was heißt „es kümmert uns nicht weiter“. Ich denke es ist mehr wie die große amerikanische Fantasie: Wenn du deinen Job wirklich liebst, macht es dir nicht aus. So fühle ich mich gerade, ich fühle mich sehr motiviert zu arbeiten, obwohl der Tag 16 Stunden hat und manchmal wenig Schlaf dazu gehört. Aber wie es jemand mal so schön beschrieb, es ist wie bei einem Gamer, wenn ein neues Spiel herauskommt. Dann interessiert es dich auch nicht, dass du 48 Stunden durchspielst, weil du auf Energiedrinks bist. Es kümmert dich nicht, du willst einfach nur durchspielen. So ähnlich geht es uns auch. Es ist ein Job, der vom Hobby aus kam und den wir lieben. So empfinde ich zumindest.
TogaQ: Dasselbe gilt für mich. Ich wünschte mir zwar manchmal, dass der Tag mehr Stunden hätte, sodass ich mehr arbeiten könnte. Ich weiß, dass es für euch vielleicht merkwürdig klingt, aber mit Kichiku Neko zu arbeiten, die Charaktere, die sie schreibt - es fast so, als würde ich mich in diese Personen verlieben. Nicht in sie! *lach* Es wird niemals langweilig und es ist so, als würde ich meine eigenen Charaktere schreiben und ich fühle dabei diese... Leidenschaft. Das ist mit einer der Gründe, warum ich mich bei ihr inspiriert fühle.

 

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