Luci'fer Luscious Violenoue

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Bildcopyright: Luci'fer Luscious Violenoue

Nicht nur Männer spielen in der japanischen Musik-Szene gerne mit den Geschlechterrollen – auch so manche Frau gibt sich hierbei gekonnt überzeugend. Eine von ihnen ist die Künstlerin Luci'fer Luscious Violenoue, die mit ihrem androgynen Auftreten ebenso zu betören weiß wie mit den faszinierenden und eigensinnigen Klängen, in die sie ihre Hörer eintauchen lässt.

Profil

Die Karriere von Luci'fer Luscious Violenoue begann schon in jungen Jahren, als sie in Werbespots und Radioprogrammen auftrat. Jedoch wurde ihr diese Arbeit mit der Zeit zu oberflächlich und sie wand sich ihrem Hauptinteresse zu: der Musik.

1986 trat sie in Nagoya als Sängerin der Band Gille' Loves bei. Neben ihr spielten noch Sylvian Ashworth am Keyboard und ihr guter Freund Gardie an der Gitarre. In den frühen Neunzigern brachte das Trio zwei Demos heraus, „Rose Kingdom“ (1991) und „No Yoru“ (1992), sowie etwas später auch zwei Alben, „Barairo no kyuketsuki“ (1993) und „My bloody Valentine“ (1995). Doch noch vor der Veröffentlichung der zweiten Gille' Loves-Scheibe veröffentlichte Luci'fer im Jahre '94 ihr erstes Solo-Album „Yameru bara, arui wa iyasanai kizuguchi“.
Die Band zog schließlich nach fast zehnjährigem Bestehen in die Hauptstadt Tokyo und nannte sich in Fiction um. Das Line-Up wurde hierbei um ein Mitglied erweitert: Oscar Luscious Violenoue. Hierbei handelte es sich um Luci'fers schwarze Katze, die ihr sehr ans Herz gewachsen war und die sie unbedingt in die Band involvieren wollte – auch wenn das Tier dort keine tragende Rolle übernahm. Anfang 1997 erschien unter dem neuen Bandnamen das einzige Album „Lucifer toiu na no oningyou“ sowie das Video „Akuma no koi“.

Das Beeindruckende an Luci'fer ist, neben ihrem auffällig androgynen Aussehen, ihre stetige Bereitschaft zur Selbstregie. So gründete sie kurz vor Erscheinen des Fiction-Albums ihr eigenes Label WORLD e'ND, worüber besagte Scheibe sowie alle weiteren Arbeiten von Luci'fer vertrieben wurden. Auch produzierte sie ihre Videos stets selbst, übernahm das Design der CD-Booklets sowie die Organisation von Foto-Shootings und schrieb ihre Texte und Musik selbst, wobei sie zumindest bei Letzterem ab und an Hilfe von Gardie annahm. Der Gedanke, der hinter diesem gewaltigen Eigenengagement steckt, lag auf der Hand: Luci'fer strebte die größtmögliche Freiheit an Kreativität an und wollte ihre Ideen so originalgetreu wie nur möglich umgesetzt wissen. Hätte sie ihre Arbeiten an andere Firmen abgegeben, wäre diese Absicht stark beschnitten worden.

Kurz nach der Veröffentlichung von „Lucifer toiu na no oningyou“ trennten sich Fiction. Luci'fer und Gardie blieben jedoch weiterhin im engen Kontakt und Gardie half der Freundin als Gitarrist und Bassist bei ihren Projekten aus. Noch im selben Jahr veröffentlichte sie mit „Kusari ni tsunagareta tenshi“ ihr zweites Solo-Album und mit „Lillie Marlene“ ein Video. Anschließend wurde es recht still um die Künstlerin, die sich erst um die Jahrtausendwende herum wieder zurück meldete. Dann nämlich erschien ihr Album „Do you remember the rosegarden of Hauntedrealm?“, dem in einer von zwei Versionen der von Luci'fer selbst verfasste Roman „Cendrillon -Franquois-“ beilag. An diesem Album war auch der ehemalige Lareine-Schlagzeuger Machi beteiligt („Sleeping Beauty“). Im Gegenzug dazu kollaborierte sie mit ihm für sein Solo-Projekt Chanton l'Amour.

2002 veröffentlichte sie die Compilation „Moushyu wo houmurisaru tame no requiem files“, auf welcher sich auch Songs aus Gille' Loves-Zeiten sowie bisher unveröffentlichte Tracks wiederfanden. Ebenfalls im selben Jahr erschien auch „Hana no tetsugaku, tsuki no bigaku“, das bis heute letzte Studio-Album, welches sich von Luci'fer verzeichnen lässt. Seither hat man allgemein nicht mehr viel von ihr gehört; außer dass sie zeitweilig unter dem Namen Teacher Nanatarot als Kartenlegerin aktiv gewesen ist.
Im August 2011 gingen plötzlich Meldungen durch die japanische Musikszene, die Künstlerin würde ihr Comeback mit dem Album „Iyashi no tsuki“ zum Ende des Jahres hin planen, doch entpuppte sich diese Information schon bald als Fake. Eine unbekannte Gruppe war für dieses Gerücht zuständig gewesen, welche ein vermeintliches Promotion-Video auf der Plattform YouTube hochgeladen und mit Fotos im Internet geworben hatte.

Neben ihrer Musik schrieb Luci'fer auch Geschichten, wie das bereits erwähnte „Cendrillon -Franquois-“ oder auch „Paranoid Android“, welcher als Manga erschienen ist. Zudem kreierte sie auch eine Schmuckkollektion mit dem Namen „Lucifer Luscious Vampire“, welche sie zum Teil in CD-Läden verkaufte.
Aber Luci'fer war auch ein von Künstler-Kollegen gerne gesehenes Model; so wurde sie für das Album „Nakigara o...“ der Band Kuroyume abgelichtet sowie für das Album „Satsui“ von Gilles de Rais und einem Video-Cover von Rouage.

Musikstil

Luci'fer Luscious Violenoues Musik ist äußerst experimentell und eigensinnig. Die stets wiederkehrenden Themen in ihren Songs stellen verlorene Liebschaften und den Tod, Rosen, Vampire und Märchen dar. Musikalisch setzt sie dafür ihre tiefe, dunkle Stimme auch gerne für Monologe innerhalb der Lieder ein und die Soundeffektauswahl ist von dem Ticken einer Uhr über eine Klospülung bis hin zum Rattern eines vorbeifahrenden Zuges breit gefächert.
Die Grundatmosphäre ist oft romantisch, melancholisch bis hin zu mystisch – ein Merkmal, das bereits bei Gille' Loves und Fiction eine große Rolle spielte.

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