YELLOW FRIED CHICKENz - I (One)

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Bildcopyright: YELLOW FRIED CHICKENz, Gan-Shin

Als damals bekannt wurde, was Gackt sich neues hat einfallen lassen, war die J-Rock-Welt begeistert. YELLOW FRIED CHICKENz wurde das Projekt genannt, welches viele als „All-Star-Band“ bezeichneten. Letztlich konnten sie jedoch nur eine CD auf den Markt bringen – doch diese rockt.

Über den Künstler

Gackt und sein GacktJOB dürften weitläufig bekannt sein und dass der Herr mit dem großen Namen im japanischen Show-Geschäft öfter einmal Ideen in größerem Ausmaß hat, ist wohl auch nichts Neues. Große Projekte sind genau das, was er mag – das hat man ja schon bei S.K.I.N. gesehen. Doch die YELLOW FRIED CHICKENz verwunderten die Fans trotz allem. Bestanden sie im ersten Jahr quasi fast nur aus GacktJOB-Mitgliedern, änderte sich das im zweiten Jahr und man kam aus dem Staunen fast nicht mehr heraus. Erst einmal sind da seine bekannten Freunde Chachamaru und YOU, doch auch andere Größen gaben sich die Klinke in die Hand: Gitarrist TAKUMI war bereits bei vielen Kollaborationen dabei, U:ZO von RIZE stand am Bass, Schlagzeuger Shinya ist seit LUNA SEA kein unbeschriebenes Blatt mehr und auch der zweite Sänger namens Jon Underdown dürfte als Lead-Sänger der Band fade wohl bekannt sein. Und diese feierten eine große Tour zusammen.

Album / Single

Up-Beat startet das Album und wird es meist auch so beibehalten. Mit „Circle“ erwartet uns der erste Track, der bereits das Tempo ein klein wenig anhebt. Erstaunlicherweise sind sämtliche Lyrics des ersten Titels auf Englisch gehalten, die sich mal deutlicher, mal etwas undeutlicher der Liebe widmen. Dabei ist interessant, dass neben den Stimmen der Sänger vor allem das Schlagzeug in den Vordergrund tritt.
„Saishutsukoku Countdown“ legt jedoch in jeder Sparte noch einen drauf. Was leise und langsam beginnt, wird schnell zu einem elektronischen Spektakel: Nicht nur spielen die Musiker ihre Instrumente, als kündigen sie die Apokalypse an, sondern auch die Stimmen – dieses Mal komplett auf japanisch – werden durch verschiedene Synthesizer gezerrt. Selbst beim Gesang wird darauf geachtet, dass man ein wenig „Eigenheit“ mit einbringt. Innerhalb einer Zeile wird hier erst wahnsinnig schnell, dann wieder in normalem Tempo und umgekehrt gesungen. Dazu kommen noch ein enthusiastischer Männerchor im Hintergrund und einige Gitarrensoli.

Und auch der dritte Song im Bunde, „Renai Driver ~Foo San No Uta~“, schließt sich dem Hardrock-Up-Beat an. Dieses Mal in einem Mix aus japanisch und englisch. Das Besondere ist wohl, dass man hier das erste Mal klare Rap-Einsätze zu hören bekommt.
Auch in „Last Kiss“ wird nicht abgebremst. Wer ältere Songs von Gackt kennt, wird vielleicht eine leichte Ähnlichkeit zu damaligen Liedern heraushören. Im Gesang wechseln er und Jon sich weiterhin gern ab und fügen sich dann zusammen. Auch hier wieder ein Mix beider Sprachen und wieder einmal wird bewiesen, wie hoch die Stimme eines Mannes sein kann.
Das zeigt er auch am Anfang von „Until the last Day“ ganz gut. Abermals stehen in den Strophen erst einmal besonders Schlagzeug und Stimmen im Vordergrund, während der Rest eher Effekte einbaut. Erst zum Refrain hin fügen sich alle Instrumente dann zusammen. Hier findet man beinahe alle besonderen Elemente der bisherigen Tracks vereint. Der Song dürfte vielen bereits bekannt sein, denn er erschien auch als Single.

„You are the Reason“ baut besonders auf seinen Refrain, in dem die Sätze sehr langezogen und kräftig wiedergegeben werden. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern auf der CD lebt dieser Song von ruhigeren und sehr klaren, wenn auch teils etwas übertrieben langgezogenen Lyrics. Außerdem sind diese sehr kurz. Doch trotz der etwas ruhigeren Schiene kann er nicht als Ballade bezeichnet werden. Auch hier wurde wieder teilweise auf Englisch, teilweise auf Japanisch gesetzt.
Der siebte Song ist ebenfalls kein unbekannter. Gackt-Fans werden ihn wohl schnell erkennen, denn es handelt sich um einen seiner eigenen Songs: „Mind Forest“. Jedoch wurde ein neues Intro gebastelt und man hat die Lyrics nun komplett auf Englisch umgeschrieben. Trotz allem bleibt der Song eine Mischung aus ruhigen, lauten und rockigen Passagen und vor allem der altbekannten Flöte. Auch Jon fügt sich in den bereits einige Jahre alten Track ein. Für Ohren, die das Original kennen, kann es doch gerade dank der englischen Lyrics sehr ungewohnt klingen. Man sollte jedoch auch nicht vergessen, dass die beiden Sprachen nun einmal sehr unterschiedlich klingen und das wohl ebenfalls einen Teil dazu breiträgt.

Mit dem achten Song „Moso Girl“ überträgt Gackt eine weitere seiner früheren Ideen auf die Band. Die Lyrics sind aus Sicht einer Frau geschrieben und nicht ganz jugendfrei, wenn man nur ein wenig davon versteht. Auch hier wird besonders bei den Stimmen wieder auf Synthesizer gesetzt, was einen interessanten Mix aus kräftigem Rocksound und futuristischem Gefühl hinterlässt. Außerdem wurden einige Wortspiele miteingebaut, auf die man achten sollte. Kurz nach der Mitte des Songs drehen sie dann völlig ab und bauen Schreie, Gestöhne und ein Geräuschwirrwarr ein. Einer der ungewöhnlichsten Songs der ganzen CD. Die meisten Lyrics sind japanisch, nur ein Abschnitt wurde komplett auf Englisch gesungen.
Ebenfalls einer der bekanntesten Lieder dürfte wohl „The End of the Day“ sein, der sehr stark gesungene Textstellen aufzeigt. Nicht nur wechseln sich hier Jon und Gackt schon nach wenigen Zeilen ab, diese bekommen dadurch auch einen sehr kräftigen, teilweise sogar harten Klang, der dann im gemeinsamen Refrain etwas gelockert wird. So springt man etwas hin und her und baut zusätzlich noch einige hohe Töne ein.
„Mata Kokode Aimassho“ wiederum nimmt erneut einen sehr ungewöhnlichen Stil auf. Was als Klavierstück beginnt, wird schnell von Schlagzeug abgelöst und zu einem Up-Beat-Song, der jedoch erst einmal von Männer-Chorgesängen mit „woho“-Lauten abgelöst wird. Während die Hintergrundmusik weiterhin rockig ist, schaffen es Gackt und Jon irgendwie, ihr Gesungenes eher nach Pop klingen zu lassen und erstaunlicherweise passt es.

Bereits am Anfang des elften Tracks hört man eine E-Gitarre „quitschen“ und „schreien“. Doch wer nun einen epischen Up-Beat-Hard-Rock-Song erwartet, täuscht sich. Tatsächlich hat man mit „All My Love“ die erste richtige Ballade der CD, die gerade zu Anfang besonders auf eine Akustik-Gitarre setzt. Gegen später bekommen dann auch die anderen Instrumente wieder größere Auftritte, trotz allem bleibt es eine solide Rock-Ballade mit positivem Gefühl. Also nicht unbedingt etwas für die Tränendrüse.
Der letzte Titel der CD ist mit seiner Laufzeit über fünf Minuten gleichzeitig der längste. „Not Alone ~Kimi Wa Hitori Ja Nai~“ beginnt erst einmal mit dem Klingeln eines Telefons. Erst als der Anrufbeantworter abnimmt, beginnen die englischen und japanischen Lyrics, die nun dort hinterlassen werden. Eine weitere Ballade, die sehr auf Synthesizer, Klavier und Schlagzeug setzt. Eine sehr ungewöhnliche, jedoch auch schöne Mischung.

Alles in allem kann man sagen, dass die CD mit ihren insgesamt zwölf Tracks meist Up-Beat-Songs, harten Rock und englische, sowie japanische Lyrics hat. Jedoch findet man auch einige, die so starke Synthesizer verwenden, dass die Stimmen schon fast nach Vocaloid klingen. Doch trotz den vielen Experimenten in Musik, Stimmung und auch Lyrics passt alles immer gut zusammen – es ist eben nur Geschmackssache.

Tracklist

1.1 - Circle

1.2 - Saishutsukoku Countdown

1.3 - Reani Driver ~Foo San No Uta~

1.4 - Last Kiss

1.5 - Until The Last Day

1.6 - You Are The Reason

1.7 - Mind Forest (Yfc Version)

1.8 - Moso Girl

1.9 - The End Of The Day

1.10 - Mata Kokode Aimassho

1.11 - All My Love

1.12 - Not Alone ~Kimi Wa Hitori Ja Nai~

YELLOW FRIED CHICKENz - I (One)

Verpackung & Extras

Abgesehen davon, dass in Japan gleich drei unterschiedliche Versionen mit DVDs und teils anzüglichen Covern zu kaufen waren, gab es in Europa die reine CD-Version zu kaufen – die eigentlich auch nicht weniger anzüglich ist. Verpackt wurde das ganze in eine herkömmliche, aber recht stabile Hülle.
Natürlich gibt es auch ein Booklet, in welchem besonders die Farben Rot, Schwarz und Weiß vorherrschen. Hier findet man neben den Lyrics auch jeweils ein Foto pro Mitglied – mit Fokus auf den Gesichtern. Die Texte sind jedoch nicht in Umschrift oder Übersetzung, wer sie also lesen möchte, muss sowohl Japanisch, als auch Englisch lesen und am besten verstehen können. Insgesamt recht schlicht, aber mit Stil gestaltet. Ganz am Ende findet sich unter dem Staff auch noch eine kleine Botschaft an die Fans.

Sonstiges

Ist diese CD eigentlich überladen? Nun, wenn man auf volle Rock-Musik steht wahrscheinlich nicht. Wer es melodischer und harmonischer mag, der könnte das vielleicht anders sehen. Ein Grund dafür wird wohl sein, dass diese Band nun einmal eine sogenannte „All-Star“-Band ist. Somit möchte man natürlich jedem ein Stück vom Kuchen abgeben. Doch leider hielt diese Formation nicht besonders lang. YELLOW FRIED CHICKENz existierten etwa zwei Jahre – im ersten davon mit einer anderen Besetzung. Grund dafür war, laut offiziellen Angaben, dass sie alle ihre Ziele mit der Band leider nicht erreichen können und darum lieber wieder getrennte Wege gehen. Stimmen aus dem Internet nennen es Marketing oder waren der Meinung, dass es von Anfang an keine Band, sondern eher eine Art Projekt war. Sicher ist jedoch, dass gerade auf den Konzerten in Deutschland viele Fans ihren Spaß hatten und auch viel Video- und Bildmaterial zustande kam. Und eben auch diese Songs. Doch Vorsicht! Vieles hörte sich auf Konzerten anders an, als auf der CD. Wer also die Möglichkeit hat, vor einem Kauf kurz reinzuhören, sollte dies auch tun.

YELLOW FRIED CHICKENz, Gan-Shin

Fazit!

Ein ordentliches Rock-Album mit Größen aus der japanischen Musik-Szene. Die insgesamt zwölf Tracks bieten dabei viel Abwechslungsreichtum und Experimente, die in vielerlei Ohren gut klingen dürften – man sollte jedoch Up-Beat-Musik mögen. Oben drauf gibt es noch einige Balladen. Dieses Album wird wohl die letzte Chance bleiben, Musik von dieser ungewöhnlichen Band zu hören, wer also nach der ganzen Beschreibung noch immer interessiert ist, sollte auf jeden Fall zugreifen.
Wer bei dieser Scheibe landet, weil er Fan eines der Mitglieder ist, sollte jedoch auf jeden Fall vorher kurz reinhören, denn manches klingt vielleicht anders, als man es erwartet hätte.

Songqualität
3
Songauswahl
3
Verpackung & Extras
6
Preis-/Leistungsverhältnis
4
Gesamt
4

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