Als Countrymusikerin Kelly von der Erde bei ihrer Ankunft auf dem Mars brutal getötet wird, ist für Polizistin Naomi Armitage klar: Der Täter muss gefasst werden. Doch Kelly war ein Menschenimitat … und Armitages neuer Partner Ross kein großer Fan von Robotern.
Inhalt
Ross Sylibus' Abneigung kommt nicht von ungefähr. Seine Partnerin wurde von einem Cyborg getötet, die Albträume verfolgen ihn bis auf den Mars. Er selbst trägt seit dem Kampf eine Prothese.
An seinem ersten Tag im Präsidium wird das vollständig bestätigt, was er und Armitage bei der Ermordung der Sängerin am Flughafen schon vermutet haben: Kelly McCannon war ein Menschenimitat. Roboter schön und gut, aber mit einem Gehirn, das nicht biologisch ist? Solche Art von Druiden in Menschengestalt zu erschaffen, ist strengstens untersagt.
Armitage versucht, beim Roboterhersteller Conception Antworten zu finden, doch das brutale Ermorden künstlerisch begabter Frauen geht weiter. Der irre René D'anclaude hat sich zum Ziel gesetzt, die sogenannten „Thirds“ auszulöschen. Was motiviert diesen unbesiegbaren Mörder nur? Im Kampf mit Naomi wird allerdings enthüllt, dass sie selbst zu dieser Gattung gehört. Sie tötet ihn jedoch schlussendlich nicht – so menschlich ist sie nämlich doch. Nur – welches Geheimnis muss sie über sich selbst noch lüften?
Details
Die vierteilige Serie „Armitage III“ entstand 1995. 1997 kam der erste Film „Armitage: Poly-Matrix“ hinzu, gefolgt von der 2002er Fortsetzung „Armitage: Dual-Matrix“. Das Sequel spielt einige Jahre nach den Ereignissen der Serie, die für „Poly-Matrix“ lediglich neu zusammengeschnitten wurden. So wirkt die erste Geschichte komprimierter und logischer, wenngleich der Anfang etwas unstimmig bleibt. Armitage springt zu D'anclaude aufs Autoheck und ist doch im nächsten Moment wieder an Sylibus' Seite? Manche Handlungsverläufe und Konversationsabbrüche muss man leider einfach hinnehmen. Dafür kommen die politischen Zusammenhänge inklusive Demonstrationen in der Filmversion deutlicher heraus.
Im selben Zeitraum wie die OVAs erschienen auch zwei Mangas, veröffentlicht von Tokuma Shoten. Inspiriert wurde die Geschichte vom Autor H.P. Lovecraft, was den Nachnamen der Hauptfigur erklärt, der sich im Werk „Das Grauen von Dunwich“ wiederfindet. Aber Fans von „Bladerunner“ werden ebenso auf ihre Kosten kommen.
Die Geschichte beginnt mit der Ankunft von Armitages neuem Partner auf dem Mars. Schnell baut sich ein enges Verhältnis zwischen Sylibus und Armitage auf, auch, wenn Sylibus völlig zu Recht Armitages Kleidung schräg findet. Denn tragen Polizisten wirklich Hotpants, einen Gürtel mit Herzverschloss und bauchfrei?
Ein großer Schwerpunkt der Geschichte ist die Philosophie rund um Mensch, Maschine und Mensch-Maschine. Kann das wirklich Liebe sein? Humoristische Elemente kommen ebenfalls nicht zu kurz, speziell durch Armitages kämpferische Sprüche und die Weisheiten des Polizeikollegen Eddie Barrows.
„Armitage III“ scheut weder Freakfratzen noch Goreelemente, Schießereien finden allerhand statt. Auch werden zum Beispiel die flugbegleitenden Androiden als sehr sexy dargestellt. Diese fixe Ideen, Roboter für perverse Fantasien zu nutzen, ist an sich nicht neu, wird aber ebenso nicht ausgespart in „Armitage III“. Wer also davon kein Fan ist, sollte vielleicht die Finger davon lassen. Der Rest erfährt dann mehr über Schambehaarung im Jahr 2046 als gewollt - durch die nackte Muse einer Künstlerin Jessica, auf die es D'anclaude abgesehen hat. Die Details der Zuneigung zwischen Muse und Malerin sind auf jeden Fall gelungen! So überzeugt „Armitage III“ mit einer durchdachten Backstory für kleinere Randfiguren.
© AIC, Mook, Oniro, Pioneer LDC / Nipponart
Umsetzung
Die OVAs sind in der deutschen und der japanischen Tonfassung in DD 5.1 Qualität enthalten, wobei man im Original ein bisschen stärker auf den Plusknopf der Fernbedienung drücken muss. Generell sind die Schießereien und Kämpfe in beiden Varianten etwas stärker geregelt, als die Unterhaltungen, was das Hörvergnügen bisweilen aufwendig macht. In der deutschen Synchronfassung von Circle of Arts München sticht vor allem Veronika A. Neugebauer als Naomi Armitage hervor, die die meisten Animefans sicher als Sailor Jupiter der Neunziger Jahre kennen.
Ihre Kollegin Michele Sterr, die in „Sailor Moon“ Telulu und Sailor Alumina Siren sprach, wird leider der Rolle als Julian Moore im Vergleich zur japanischen Stimme, Megumi Ogata, nicht gerecht. Julian ist der letzte Third und der einzige männliche, noch dazu ein kleiner Junge. Also im Prinzip Megumi Ogatas Paraderolle, die gewohnt sehr kindlich klingt, während Julian im Deutschen eine fast schon schrille Frauenstimme besitzt.
„Armitage: Poly-Matrix“ ist dafür in Deutsch und Englisch enthalten, „Armitage: Dual-Matrix“ wartet schlussendlich mit Deutsch, Englisch und Japanisch auf. In der englischen Sprachfassung der Fortsetzung übernimmt Sängerin und Schauspielerin Juliette Lewis Naomi Armitage. Sehr passend ist die Besetzung in den OVAs beziehungsweise „Poly-Matrix“ von Eddie Barrows mit dem heutigen „Breaking Bad“-Star Bryan Cranston.
Der deutsche Untertitel, der in weiß eingeblendet ist, ist nicht immer akkurat zum tatsächlich deutschen Text.
Andere Relikte der Neunziger Jahre haben sich sicher besser gehalten als „Armitage III“, so verblasst die Auflösung 4:3. „Poly-Matrix“ wirkt ein wenig feiner und satter, bleibt aber seinem groben Stil treu.
© AIC, Mook, Oniro, Pioneer LDC / Nipponart
Packung
In einem dunkelblauen Schuber mit freizügigem Cover von Naomi Armitage befinden sich insgesamt drei Disks. Die erste beinhaltet vier OVAs, jede weitere einen Film. Auf der Rückseite des Schubers befinden sich vier Screenshots und eine Inhaltszusammenfassung. Die FSK-Kennzeichnung wurde auf der Front glücklicherweise ausgespart, findet sich dann im Inneren allerdings wieder.