Interview mit Stefanie „m-u-ll-e" Krüger

Geschrieben von
Bildcopyright: Stefanie Krüger (m-u-ll-e)

Im vergangenen halben Jahr haben wir euch schon einige deutsche Mangaka vorgestellt, die auf Animexx ihr Unwesen treiben. Heute wollen wir euch Stefanie „m-u-ll-e“ Krüger vorstellen. Einige von euch kennen ihre Arbeiten vielleicht schon von ihren Veröffentlichungen wie zum Beispiel im Animexx „Manga Mixx“. Die anderen werden sie nun kennenlernen und das ist eine nett gemeinte Drohung ;-)
In unserem Interview verrät m-u-ll-e uns ein paar Details zu ihrem jüngsten Japanaufenthalt, ihrer Zeichenkarriere und ihrem geheimen Berufswunsch: Märchenprinzessin!

Inhalt

Name: Stefanie Krüger
Pseudonym: m-u-ll-e


Alter/Geburtstag: 20.07./29 Jahre
Sternzeichen: Krebs
Wohnort: Hamburg


Motto/Lieblingszitat:
„Cute and cuddly, boys, cute and cuddly"; „No artist tolerates reality"


bisherige Veröffentlichungen:
2011: Redakteurin Blütenträume. Vol. 4. Weimar: Schwarzer Turm.
2010: „Magical Melodies”. Kurzgeschichte: Blütenträume. Vol. 3. Weimar: Schwarzer Turm.
2009: Pogoda, Anne, (ed.). „Ornaments" Artbook Vol 1.
2008: Kurzgeschichte in Animexx Manga Mixx 6. Animexx e.V.
2005: Zeichnungen in: Erbstößer, Lars (ed.). MangasZene Sonderheft 2 – Fan Art Book 1. Köln: Erbstößer & Holzer GbR
2004: Kurzgeschichte in Animexx Manga Mixx 4. Animexx e.V.
 

 

animePRO: Hallo Stefanie, schön dass du dir Zeit für unser Interview nimmst. Dein Leben war in letzter Zeit ja ein wenig hektisch. Wir haben gehört, du warst ein paar Wochen in Japan. Was hast du dort gemacht? Ein Praktikum / Arbeit oder einfach etwas durch das Land der aufgehenden Sonne gereist?
m-u-ll-e: Ich wollte schon seit mehr als zehn Jahren nach Japan und hatte nun endlich einmal die Gelegenheit. Ich war zwei Wochen lang mit einer ganz tollen Reisegruppe unterwegs und habe dann noch einige Tage in Tokyo und Yokohama bei Freunden verbracht.

 animePRO:  Für viele Anime- / Mangafans ist eine Japanreise ein Wunschtraum. War das bei dir auch so?
 m -u-ll-e: J a, wie gesagt, seit mehr als zehn Jahren war das schon mein Traum. Ich habe sogar mein Auto dafür verkauft Haha, nein, Spaß. Das wollte ich sowieso verkaufen und habe mir dann überlegt, was ich mit dem Geld anfangen soll. Und da ist mir nur das eingefallen und ich dachte: "Ja! Endlich!".

animePRO: Warst du davor schon mal in Japan?
m-u-ll-e: Nein, das war meine allererste Reise dorthin. Eigentlich war es auch mein erster richtiger Urlaub überhaupt.

animePRO: Wurden deine Erwartungen bestätigt oder ist es anders als du erwartet hast?
m-u-ll-e: Ich wusste nicht recht, was ich erwarte sollte. Ich wollte einfach nur dorthin und es mir ansehen und ich habe das bis heute nicht bereut. Ganz im Gegenteil: Es war eine der besten Entscheidungen in meinem Leben.

animePRO: Wie ist man dir dort als Gaijin begegnet?
m-u-ll-e: Ich hatte nur durchweg positive Erlebnisse. Wann immer ich mein bisschen Japanisch angewendet habe, haben sich die Leute außerdem sehr gefreut und mir gesagt, wie gut mein Japanisch wäre (ja, da haben sie wahrscheinlich mir zuliebe ein wenig geflunkert).

animePRO: Was magst du an Japan am liebsten?
m-u-ll-e: Die Natur ist umwerfend! Die meisten Leute kennen ja nur Tokyo, aber Japan hat so viel mehr zu bieten. Außerdem ist es für mich immer noch erstaunlich, wie die Japaner es schaffen, in viele Dinge so viel Liebe zum Detail zu stecken und wie viel Disziplin sie dafür aufbringen. Japan hat natürlich auch schlechte Seiten - zum Beispiel die Tierhandlungen, wo kleine Hunde und Katzen in winzigen Käfigen eingepfercht sind, konnte ich nicht ertragen. Aber im Prinzip ist Japan Deutschland gar nicht so unähnlich, mit allen guten und schlechten Seiten.

animePRO: Gibt es auch etwas an Japan, das du seltsam fandest?
m-u-ll-e: Eigentlich fand ich nur seltsam, wieso unsere Kultur sich nicht viel mehr von der japanischen Kultur abschaut. Jeder versucht ständig, nur dem amerikanischen Vorbild zu folgen, dabei haben die asiatischen Kulturen nicht weniger sondern sogar mehr zu bieten. Ich finde, gerade in Sachen Disziplin, Respekt und den Umgang mit anderen Menschen sollten wir uns dort eine ganze Menge abgucken.

animePRO: Apropos „abgucken“. Kommen wir doch mal zum Wesentlichen, dem Zeichnen. Seit wann zeichnest du überhaupt?
m-u-ll-e: Ich zeichne, seit ich Stifte halten kann und im Laufe der Jahre habe ich mal mehr und mal weniger gezeichnet. Momentan muss ich sehr viel arbeiten, aber ich versuche trotzdem, fast jeden Tag etwas zu zeichnen - und wenn es nur Skizzen sind.

animePRO: Warum hast du dich für den Manga-Stil entschieden?
m-u-ll-e: Mich hat dieser Stil immer schon mehr angesprochen als beispielsweise der Stil, der in den Marvel Comics verwendet wird. Die Figuren in Manga und Anime sind unglaublich vielseitig und es ist im Prinzip alles möglich: Haare, die jeder Schwerkraft trotzen, Augen, so groß wie Untertassen, niedliche Kuschels in allen Formen. Das fasziniert mich so daran.

animePRO: Hast du eine/n Lieblingsmangaka?
m-u-ll-e: Ich lese viele verschiedene Serien, aber ich denke Katsura Hoshino, die Schöpferin von D Gray Man, ist eine der Zeichnerinnen, die ich am meisten bewundere, denn die Frau hat es einfach drauf. Anfangs musste sie unter einem Synonym arbeiten, weil die Leser sonst nicht geglaubt hätten, dass die Zeichnungen von einer Frau stammen.
Außerdem bin ich, wie wohl so viele Leute, ein großer Clamp-Fan. Ihre Geschichten haben eine große Bandbreite und zwar nicht nur, was die Story anbelangt, sondern auch im Design.

animePRO: Und welche Motive zeichnest du am liebsten?
m-u-ll-e: Ich bin ein klassisches Mädchen und zeichne daher am liebsten Shoujomotive, also Mädels mit langen, meist lockigen Haaren, schönen Kleidern, vielen Blumen und großen Augen. Dazu liebe ich es, Kimonos zu zeichnen!

animePRO: Welches Zeichenmaterial verwendest du und warum? Was sind die Vorteile in deinen Augen?
m-u-ll-e: Ich benutze hauptsächlich Copics und Polychromos (Farbstifte, ähnlich wie Buntstifte, aber mit reinen Farbpigmenten), versuche mich aber auch immer mal wieder an anderen Medien (im Moment ist das Acryl). Copics sind einfach zu handhaben und mit ein wenig Übung kann man weiche Übergänge ganz einfach hinbekommen. Nur leider sind sie, wie viele gute Medien, nicht gerade billig.

animePRO: Wie lässt du dich inspirieren? Hast du da bestimmte Quellen oder springt dich die Bildidee einfach so an?
m-u-ll-e: Inspiration gibt es überall. Man muss nur die Augen aufmachen. Ich schaue mir dazu aber natürlich auch viele Artbooks an, die ich leidenschaftlich sammle und bin immer wieder erstaunt, auf was für tolle Ideen andere Zeichner kommen. Ich glaube, dass hilft einem immer wieder, über den eigenen Tellerrand zu schauen.

animePRO: Wie oft zeichnest du am Tag / in der Woche?
m-u-ll-e: Wie gesagt, ich versuche es jeden Tag, aber festlegen lässt sich das nicht. Wenn ich eine freie Minute und Muse habe, dann zeichne ich. Auf jeden Fall habe ich immer mein Skizzenbuch und Bleistifte dabei.

animePRO: Was denkst du, hat sich an deinem Stil über die Jahre hinweg geändert?
m-u-ll-e: Ich denke, ich habe meine Kenntnisse über Anatomie und Perspektive sehr verbessern können. Für viele ist das unwichtig, aber eigentlich sind das die Grundlagen des Zeichnens. Man hat nie ausgelernt, aber man wird ja auch älter und der Stil passt sich dementsprechend an. Während ich anfangs hauptsächlich Gesichter gezeichnet habe, lege ich heute selbst viel größeren Wert auf Details und Hintergründe.

animePRO: Wenn du drei Menschen nennen müsstest, die deine zeichnerische Entwicklung beeinflusst haben, wer wäre das?
m-u-ll-e: Mein Papa, meine Mama und mein Bruder.

animePRO: War Animexx eigentlich die erste Internetplattform, auf der du deine Bilder öffentlich einer breiten Masse präsentiert hast?
m-u-ll-e: Ja, ich bin vor ungefähr sieben Jahren das erste Mal auf Animexx gestoßen. (Krass, dass ich immer noch hier bin oO.)

animePRO: Helfen dir die Kommentare, die du zu deinen Bildern bekommst, dabei, dich zu verbessern? Was denkst du?
m-u-ll-e: Viel Kritik, die auf Animexx geäußert wird, ist nett, aber man kann nicht viel damit anfangen. Dann gibt es auch immer wieder echt dumme Leute, die dumme Kommentare abgeben. Konstruktive Kritik ist sehr selten geworden. Aber wenn sie geäußert wird, dann ist sie immer hilfreich und sollte es auch sein.
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animePRO: Und wie ist es, wenn man auf Cons dann ein direktes Feedback bekommt?
m-u-ll-e: Ich habe bisher auf Cons immer nur positive Feedbacks bekommen. Ich denke, da trauen sich die meisten nicht zu kritisieren.

animePRO: Du hast bereits einige kürzere Manga veröffentlicht, unter anderem in den Anthologien „Blütenträume“ und „Hungry Hearts“. Wie kam es dazu? Hast du dich da „einfach“ beworben?
m-u-ll-e: Ja, teilweise habe ich mich einfach beworben, teilweise wurde ich angefragt. Wenn ich Zeit habe, mache ich so etwas sehr gern und ich hoffe, dass ich mich dabei verbessert habe.

animePRO: Im Moment kann man Deutschland allein durch das Zeichnen von Manga nur schwer seinen Lebensunterhalt in verdienen. Wenn die Dinge anders lägen, wäre Mangaka dein Traumberuf?
m-u-ll-e: Ich denke, allein durch Manga zeichnen kann in Deutschland niemand seinen Lebensunterhalt verdienen, ganz egal, wie gut man ist. Denn der deutsche Markt gibt das einfach nicht her. Traumberuf ist außerdem so hoch gesteckt. Ich glaube, jeder, der Erfahrung mit praktischer Arbeit hat, weiß, dass jeder Beruf seine Vor- und Nachteile hat. Und Mangaka sein ist absolut kein Zuckerschlecken. Ich würde es gerne machen, aber mein Traumberuf ist es nicht (das ist Prinzessin im Märchenschloss zu sein) .

animePRO: Du bietest auch Auftragsarbeiten an. Da gab es im Vorfeld einige Diskussionen die Preise betreffend. Wir wollen jetzt keine Werbung machen, darum nennen wir hier keine Zahlen oder andere Details. Aber wie denkst du über die Preispolitik im Allgemeinen - was Auftragsarbeiten angeht?
m-u-ll-e: Wie sagt der Joker so schön: Wenn du gut in etwas bist, mach‘ es nicht umsonst. Diese ewigen Diskussionen gehen wohl allen auf die Nerven. Wer nicht versteht, dass Auftragsarbeiten Geld kosten, hat wahrscheinlich nicht sehr viel Erfahrung mit Arbeit. Wenn ich einen Klempner kommen lasse, macht der das ja auch nicht umsonst. Letzten Endes liegt es immer im Ermessen des Zeichners, wie viel er für seine Bilder haben will und es liegt im Ermessen des Auftraggebers, was er dafür zahlen möchte.

animePRO: Und wie sieht’s in der Zukunft bei dir aus?
m-u-ll-e: Ich werde immer so viel zeichnen, wie es zeitlich gerade bei mir passt. Ich liebe Manga und Anime und das schon seit mehr als 15 Jahren. Von daher wird das nie so einfach aus meinem Leben verschwinden.

animePRO: Gibt es noch etwas, das du unseren Lesern gerne sagen möchtest?
m-u-ll-e: Ja, so einiges, aber wo soll ich da anfangen?


animePRO: Vielleicht sollten dann die Leser den ersten Schritt tun und sich mit Fragen auf dich stürzen. Also wenn ihr nun neugierig geworden seid, besucht m-u-ll-e doch einfach auf Animexx, deviantART oder auf ihrem privaten Blog und quetscht sie aus. Aber raubt ihr nicht zu viel Zeit, die sie zum Zeichnen braucht ;-)


Wir bedanken uns auf jeden Fall, dass du dich unseren Fragen gestellt hast und wünschen dir auch weiterhin viel Erfolg auf deinem Weg.

 

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